Full text: Feldherr und Volksheld

Am Hofe Ludwigs XIV. 17 
„Nun, mein klang plötzlich die Stimme des Miniſters Louvois 
neben ihm, „mir ſcheint, Sie würdigen nicht einmal die Gnade unſres großen 
Monarchen? Es ſollte mir leid thun, wenn auch Sie dem Schickſal nicht 
entgingen, die Bekanntſchaft der Baſtille zu machen, der Ihre ehrenwerte 
Frau Mutter nur durch eilige nächtliche Flucht ſich entziehen konnte. Sie 
ſind zum Prieſter beſtimmt, ſagt der König, beſtimmt, dereinſt Worte des 
Friedens und der Eintracht zu reden, wie kann es Ihnen in den Sinn kommen, 
ſtatt nach dem Biſchofſtab, nach dem Feldherrnſtab zu ſtreben? 
Der Prinz ſah mit blitzenden Augen in das Geſicht des gefürchteten 
mächtigen Mannes, der, wie er nur zu gut wußte, ein erbitterter F 
Mutter geweſen war, weil dieſe ihm einſt für ſeinen Sohn die Har 
Tochter verweigert hatte. Er erwiderte indeſſen keine Silbe, ſondern ver— 
beugte ſich nach herkömmlicher Weiſe und begab ſich in ſeine 
eind ſeiner 
nd ihrer 
e Wohnung, 
er alsbald Anſtalt zur Abreiſe treffen ließ. — Sein Entſchluß war gefe 
er gedachte, gleich ſeinem älteren Bruder Ludw 
Dienſte zu treten. 
g Julius, in öſterreichiſche 
Am Abend desſelben Tages ſaß Peter Werner allein in de 
1 Cu 
ſeinem Schuſterſchemel und flickte Stiefel. Er war ſo in ſeine Gedanken ver— 
Stil Wuf 
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tieft, daß er ein öfteres Klopfen an der Thür überhörte und nicht wenig er 
ſchrak, als plötzlich eine fremde Stimme ihn anredete. Ein alter Dien 
eingetreten und brachte die Meldung, Peter Werner möge 
Prinzen Eugen einſtellen, falls es noch ſein Wunſch ſei, Soldat zu wer 
„Packe nur ſchnell deine Siebenſachen 
„ich werde dich zu meinem Herrn führen 
Hei! wie flogen Stiefel, Schuſterahle und Pfriem 
alten Meiſter vor die Füße, der in dieſem Augenblick 
Faſt wäre der Alte taumelnd zu Boden geſunken, do 
Thür feſ 
raſchen 
ſich ſofort 
ſchloß der 
ſt und blickte nur mit offenem Munde ſeinem Lehrling nach, der mit 
Spr ingen hinauf in ſein Dachkämmerchen lief, um nach fünf Mi inuten 
das bereits 10 ängſt gepackte Ränzlein auf dem Rücken, wieder vor ſeinem er 
ſtaunten Meiſter zu ſtehen. 
„Du willſt gewiß und wahrhaftig fort?“ brachte dieſer endlich hervor. 
„Du willſt Soldat werden? Wenn du aber totgeſchoſſen wirſt?“ 
„Was wär's, Meiſter Gerard?“ lachte der Junge; „ein Unkraut 
weniger auf der Welt, Ihr wißt's ja, habt's ſelbſt geſagt. Aber laßt's gut 
ſein; zum Schuhmacher bin ich verdorben, und darum lebt wohl. Ihr habt 
mich, die arme Waiſe, aufgenommen, und das vergeß ich Euch mein Lebtag 
nicht, wenn Ihr mich auch oft geprügelt habt. Leb' wohl auch du, Madeleine“, 
wandte er ſich an dieſe, die mit dem Vater das Zimmer betreten hatte und 
nur begriff, daß ihr Kindheitsgeſpiele ſie verlaſſen wollte. 
Prinz Eugen und ſein W
	        
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