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Er hatte Uratzmann erkannt, dieſer aber verſuchte ihn am
Arme zu faſſen und lachte:
„Seid doch nicht töricht, Geſell, die Sachen ſind verjährt...
Euch geht's wohl auch nicht gut Eurem Anſehen nach!“
Seume riß ſich los: „Mir geht es ganz vortrefflich, und ich
verbitte mir jede Vertraulichkeit!“
Er ging nach der Straße, der andere aber folgte ihm:
„CTut nicht ſo vornehm — 's iſt doch niſchts dahinter —— —
„Geld und Gut nicht, aber Ehrlichkeit, und mit einem Schurken
ſitze ich nicht auf einem Grasfleck und gehe ich nicht dieſelbe
Straße.“
Der andere lachte höhniſch: „Nun macht mir's gerade Ver⸗
gnügen, mit Euch zu wandern, und wär's auch nur ein Stück
weit!“ ö
„ZJa, bis wir zu Leuten kommen! Wär' mir lieb, wenn Ihr
ſo weit mitgehen wolltet!“
„Warum d“ fragte frech der alte Burſche.
„Damit ich dich feſtnehmen laſſen könnte, Spitzbube!“ rief
Seume in aufloderndem Sorn.
„Oho — fuhr der andere auf — was ſoll dasd — Die
Ziegenhainer Geſchichte iſt vergeſſen: und was war's denn auch d
— Zeder ſichert ſich ſeine Haut; was der Landgraf an Euch
getan hat, war ſchlimmer!“
Seume blieb ſtehen, der Ingrimm übermannte ihn, und
indem er ſeinen Stock feſter faßte, rief er:
„Um den angeblichen Dornbuſch handelt ſich's nicht, ſondern
um Peter Uratzmann, den Mörder von Würzburg!“
Der andere trat einen Schritt zurück: „Was ſoll das heißen?“
„Das heißt, daß ich Beweiſe und Seugen habe für dein
Verbrechen, und daß ich ſie gebrauchen werde gegen dich!“
Mit einem Wutſchrei ſtürzte der Schurke auf Seume zu,
dieſer aber hatte keine ſeiner Bewegungen unbeobachtet gelaſſen,
und erfaßte ihn mit kräftigen Armen. Die fortwährende körper⸗
liche Uebung, die gewohnte Abhärtung hatten ihm Muskeln von
Stahl gegeben, und ſo hielt er ſeinen Gegner feſt, der mit Schrecken
erkannte, daß er mit einem Stärkeren angebunden hatte. Seume
aber hoffte, daß ihm jemand zu Bilfe kommen, und daß es gelingen
werde, den Verbrecher feſtzunehmen.
Da tauchten an der Biegung der Straße bei der Waldecke