„Schön Dank, Geſelle! — Wohin des Wegsd“
„Wollte bis Freyburg, aber ich meine, ich bleibe im nächſten
Dorfe im Urug, denn meine Beine wollen nicht mehr.“
Der Ankömmling ließ ſich neben dem Fahrenden nieder, deſſen
ehrliches, munteres Geſicht ihm gefiel, und warf ebenfalls ſein
Ränzel ab. Jetzt erſt ſchien dieſer die Waffe zu bemerken und
ſagte einigermaßen verlegen:
„Ihr ſeid wohl gar nicht vom Handwerkd“
„Das nicht, aber ich bin auch ein fahrender Geſelle, und
wir werden wohl zuſammenpaſſen, Freund. Was iſt euer
Gewerbe d“
„Ich bin meines Seichens ein Schmied, heiße Wilhelm
Beiter und bin in Schleſien zu Bauſe.“
„Habt ihr Euch denn in Schleſien daran gewöhnt, nicht mehr
zu Geſterreich, ſondern zu Preußen zu gehören?“
„Ich weiß es nicht anders, und mein Bater iſt's auch zu⸗
frieden, denn Friedrich iſt ein großer Vönig und meint's gut mit
ſeinen Untertanen. Man kann ſich fühlen unter ihm als Menſch
und auch als Deutſcher, denn er hat dem deutſchen Namen und
der deutſchen Kraft Reſpekt verſchafft in der ganzen Welt!“
„Seht, Wilhelm Beiter, das gefällt mir an Euch, daß Ihr die
Sache ſo auffaßt. Es täte not, daß man im deutſchen Lande
überall ſo dächte, aber da gibt's Grenzpfahl an Grenzpfahl, und
zwiſchen all den Grenzpfählen ein engherziges Empfinden, Dünkel
nach oben und Erbärmlichkeit nach unten — Gott beſſer's. Ich
bin in Leipzig Student geweſen, aber mich treibt's in die Weite;
ich will nach Paris und dann vielleicht nach Metz in die Artillerie⸗
ſchule; mein Name iſt Johann Gottfried Seume.“
Die beiden ſprachen immer mehr miteinander, bis ſie merkten,
daß es in dem Gehölze dämmeriger wurde. Zetzt nahm der
Student ſein Ränzel:
„Ich denke, wir wandern weiter, und wenn's Euch recht iſt,
bleiben wir heute beiſammen. Da hinter dem Gehölz muß ein
Dorf liegen, heißt Zeugenfeld, wenn ich nicht irrig bin — da
können wir ſelbander herbergen.“
„Soll gelten, Rerr, wenn ich Euch nicht zu ſchlecht bin; ich
hab' nichts gelernt als mein Handwerk!“ ſagte Reiter, der andere
aber erwiderte: