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mit einem ſo lauten Pfui!, daß auch die heſſiſchen Soldaten
aufmerkſam werden mußten, und Dornbuſch rief ihn an:
„Was ſoll das bedeuten? — Weiß Er nicht, was Er einem
Vorgeſetzten ſchuldig iſt?“
„Mein Ofui galt nicht dem Rocke, ſondern dem, der drinnen
ſteckt, und mein Vorgeſetzter iſt Er nicht!“ ſagte Seume, und die
Erregung zitterte durch ſeine Stimme.
„Dafür wird Er büßen!“ ſchrie Dornbuſch erboſt.
„Und wenn's wäre, ſo ſollt' mich das nicht hindern, einem
Schurken ins Geſicht zu ſagen, was er iſt — und ich meine,
ehrliche Soldaten halten das wie ich!“ entgegnete ſcharf der
Student. Der Schneider wollte ihn beim Rock erfaßen und feſt⸗
nehmen, aber ein anderer älterer Unteroffizier trat dazwiſchen:
„Laß ihn los!“ rief er — „der Mann hat nicht Unrecht!
Leute deinesgleichen verderben die Nompagnie!“
Verblüfft und ärgerlich ließ Dornbuſch Seume los, und beide
kamen auseinander. Für den erſteren aber hatte die Geſchichte
doch ihr Nachſpiel. Er hatte unkluger Weiſe in der Uaſerne die
Sache wieder aufgenommen gegen ſeinen Rameraden, dieſer aber
hatte die andern hinter ſich, und bald genug ſah ſich der ehemalige
Schneider vereinſamt und verlaſſen unter den übrigen, und der
General Born war froh, als er ihn mit einer Band voll Geld
konnte laufen laſſen; der Burſche war ihm ſelbſt zuwider. So
verließ Dornbuſch eines Morgens in aller Frühe die Feſtung
Siegenhain und nahm wieder ſein fahrendes Leben auf.
Sweites Kapitel.
Kach Amerika!
Der Frühling kam, und die Auslieferung an die Engländer
ſtand bevor. Vordem aber hielt der Landgraf ſelbſt noch einmal
Muſterung über die Berde, die er zuſammen getrieben hatte. Das
war in Kaſſel. Wehr⸗ und waffenlos, Gefangenen ähnlich, ſtanden
die Unglücklichen in Reih und Glied und warteten auf den fürſt—
lichen Menſchenmäkler, der endlich mit zahlreichem Gefolge heran—
ritt. Seine Leibgarde und die Jäger präſentierten, Börner und