Full text: Aus Tagen deutscher Not

i² 
Buſar. „Es handelt ſich nur darum, daß wir einig ſind und in 
einer und derſelben Nacht losbrechen, und daß alles richtig 
gemacht wird. Die einen müſſen die Wache niedermachen, andere 
die Kanonen vernageln und wieder andere das Seughaus er⸗ 
ſtürmen .. nur Einigkeit und richtige Führung braucht's!“ 
Der Alte hatte halblaut geſprochen, und jetzt war's ſtill ge⸗ 
worden. Der Schneider machte „hm, hm!“ und man wußte nicht, 
ob er zuſtimme, oder ein Bedenken äußern wolle, in Seumes 
Seele aber zündete der Funke. 
„Wir werden gewaltſam hier gehalten, und täten kein Un⸗ 
recht!“ ſagte er. „Die Sache wäre zu überlegen, und die Name⸗ 
raden müſſen vorſichtig ausgeforſcht werden, denn es könnte auch 
Leute unter uns geben, die um des eigenen Vorteils wegen die 
andern verraten und preisgeben!“ 
„Pfui!“ rief der Schneider — „wer an ſo etwas denken 
könnte! — Aber wer an der Spitze ſtehen ſoll, muß Courage 
und Einſicht haben!“ 
„Ich denke, der Rerr da iſt Student!“ ſagte ein ehemaliger 
RKaufmann aus Wien, auf Seume zeigend. „Das wäre unſer 
Mann!“ 
Alle Geſichter wendeten ſich dieſem zu. Er ſelber fühlte ſich 
von dem Sutrauen, das ihm ſo plötzlich entgegenkam, freundlich 
angemutet und gehoben, aber er ſchwieg; da rief der Schneider: 
„Freilich, freilich — das iſt ein guter Gedanke. Wir wählen 
Herrn Seume zum Führer. ..“ 
„Langſam, meine Freunde!“ ſprach dieſer. „So ſchnell ver⸗ 
mag ich mich nicht zu entſchließen. Laßt mir Seit und laßt die 
Sache reif werden! Ihr wißt ja auch nicht, ob die andern zu⸗ 
frieden ſind. Srſt müſſen wir vorſichtig Fühlung gewinnen mit 
den übrigen, und vor allem iſt eins nötig: Ulugheit und Ver⸗ 
ſchwiegenheit! Seht zu, wie ihr hier auf dem Schloſſe die Stim⸗ 
mung der Äameraden gewinnt, in den Vaſernen wollen wir, 
Heiter und ich, uns der Sache annehmen! Und nur nichts über⸗ 
eilen!“ 
„Vein — ja nichts übereilen!“ ſagte der Schneider. „Da hat 
er ganz recht. Na — ſtoßt an, Kameraden, daß die Sache gut 
weiter läuft!“ 
Immer mehr hatten ſich eingefunden, und jeder neu Einge⸗ 
weihte nahm die KMunde mit freudiger Erregung auf und ſchüttelte 
Ohorn, Not. 2
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.