Full text: Mit der großen Armee 1812 nach Moskau und in der brennenden Stadt

def 
I 
lel 
eeMit der großen Armee 1812 nach Moskau 2 
RNauſſen wiederholen, wir taten ihm aber Einhalt. Der eine mit der 
Fackel floh in das Haus des Spezereiwarenhändlers, wohin ihm zwei 
der unſrigen folgten. Er kam nicht wieder heraus. Der dritte ließ 
ſich ohne Widerſtand gefangen nehmen und wurde ſogleich mit einem 
andern Kerl, den wir inzwiſchen auf der Straße aufgegriffen hatten, 
vor den am ſchwerſten beladenen Wagen geſpannt. Dieſer enthielt 
außer dem größten Teil der Ladenbeute auch unſer koſtbares Faß mit 
den Eiern. Um einem Ourchgehen des Geſpanns vorzubeugen, ver— 
banden wir dasſelbe in weiſer Vorſicht durch einen feſten, doppelt um 
den Leib geſchlungenen Strick mit der Deichſel. Für den zweiten Wagen 
hofften wir auch noch ein paar Brandſtifter zu bekommen, vorderhand 
aber mußten ihn vier meiner Leute ziehen. 
Eben im Begriff abzufahren, bemerkten wir, daß das Haus, in 
welchem die ruſſiſchen Verwundeten lagen, zu brennen anfing. Der 
Gedanke, die Anglücklichen in den Flammen umkommen zu laſſen, war 
uns gräßlich. Wir eilten zu ihrer Hilfe, nachdem ich drei Mann zur Be⸗ 
wachung der Wagen beſtimmt hatte, und trugen ſie in eine vom Hauſe 
getrennt liegende Remiſe. Mehr ließ ſich nicht tun, denn wir mußten 
eilen, wenn wir uns nicht ſelbſt und die Wagen gefährden wollten, da 
ſich auch ſchon Rauch und Flammen an mehreren Stellen zeigten, die 
in der Richtung des Weges lagen, den wir einſchlagen mußten. 
Kaum hatten wir jedoch 25 Schritte gemacht, als ein furchtbares 
Geſchrei der Verwundeten uns veranlaßte, noch einmal haltzumachen. 
Ich ſchickte den Gefreiten mit vier Mann hin. Die Flammen hatten das 
Stroh erfaßt, welches in Maſſen auf dem Hofe herumlag, und die 
Remiſe war dadurch bedroht. Der Gefreite tat, was in ſeinen Kräften 
ſtand, die armen Menſchen zu ſchützen und kam dann wieder zu uns 
zurück, wahrſcheinlich ſind ſie aber doch noch verbrannt. 
Wir ſetzten nun unſern Weg fort. In der Furcht, von Feuer auf⸗ 
gehalten zu werden, trieben wir unſere Ruſſen mit der flachen Klinge 
an, doch entgingen wir unſerm Geſchick nicht. Als wir ſchon dem Gou— 
vernementsplatz ziemlich nahe waren, bemerkten wir, daß es in der großen 
Straße, wo ſo viele höhere franzöſiſche Offiziere und Armeebeamte 
wohnten, abermals brannte; ſie war jetzt alſo zum drittenmal angeſteckt 
worden. Die erſten Häuſer waren noch unverſehrt, bald aber kamen 
wir an eine Stelle, wo Trümmerhaufen unſer weiteres Fortkommen 
ſehr fraglich machten. Wir hielten, um uns zu beraten. Dabei ſahen 
wir, daß andere Häuſer, an denen wir vorbei mußten, ſich ſchon dem Ein⸗ 
ſturz nahe befanden und wir Gefahr liefen, verſchüttet zu werden, wenn 
wir zwiſchen ihnen durchzugehen wagten. Zndeſſen blieb uns ſchließ⸗ 
lich keine Wahl mehr, denn inzwiſchen war, wie wir jetzt plötzlich be— 
merkten, der Brand auch hinter uns ausgebrochen. Wir waren alſo 
gefangen. Rings um uns wütete das Feuer. Anter dieſen Umſtänden 
beſchloſſen wir unſer Glück im Vorwärtsgehen zu verſuchen. Die Wagen 
ſollten vorangehen, derjenige der Ruſſen zuerſt. Trotz aller Hiebe mit der 
flachen Säbelklinge waren dieſe halsſtarrigen, verſtockten Mordbrenner 
aber nicht von der Stelle zu bringen. So ſetzten ſich alſo unſere Leute 
mit dem zweiten Wagen an die Spitze, und gegenſeitig ſich anfeuernd,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.