Full text: Mit der großen Armee 1812 nach Moskau und in der brennenden Stadt

14 Seeeeeeeeeeeeeee François Bourgogne SSeeeeeceeettt 
von ſelten ſchöner Arbeit, deren Kaſten mit Perlen und Edelſteinen 
verziert war. 
Etwaͤ eine Stunde hatten wir uns in den mit fremdartigem Luxus 
ausgeſtatteten NRäumen aufgehalten, als wir plötzlich durch einen furcht⸗ 
baren Knall unter uns erſchreckt wurden. Die Erſchütterung war ſo 
ſtark, daß wir in größter Haſt das Freie ſuchten, um nicht unter den 
Trümmern des Hauſes begraben zu werden. Nachdem wieder alles 
ſtill geworden war, trieb es uns doch zu ſehen, was uns ſo erſchreckt 
hatte. Die Unterſuchung führte uns in einen großen Speiſeſaal, in 
welchem die Oecke ſamt einem großen Kriſtallkronleuchter herabgeſtürzt 
war, deſſen Splitter nebſt vielen andern Dingen überall umherlagen. 
Das Unglück war durch Granaten verurſacht worden, die man jeden⸗ 
falls abſichtlich in einen großen Kachelofen gelegt hatte. Die Ruſſen 
ſcheuten eben kein Mittel, um uns zu vernichten. 
Während wir hierüber noch unſere Bemerkungen austauſchten, 
hörten wir die Schildwachen draußen auf einmal „Feuer!“ ſchreien. Als 
wir infolgedeſſen eiligſt hinausliefen, ſahen wir an mehreren Stellen 
dicken Rauch aus dem Hauſe aufſteigen, und wenige Augenblicke danach 
ſtand das ganze Haus in Flammen. 
Nach manchen Amwegen kamen wir in eine breite, lange Straße, 
die auf beiden Seiten mit prachtvollen Bauwerken beſetzt war. Wir 
hofften, auf ihr zu unſerm Ausgangspunkte zurückzugelangen, denn von 
Führung ſeitens unſeres Gefangenen war keine Rede. Er war zu weiter 
nichts nütze, als ab und zu unſern Verwundeten zu tragen, dem all⸗ 
mählich das Gehen ſchwer wurde. Auf unſerm Wege begegneten wir 
mehreren langbärtigen, finſter blickenden Geſtalten, die im Schein der 
brennenden Fackeln, die ſie trugen, noch unheimlicher ausſahen. Da 
wir bis jetzt von den Plänen, die dieſe Männer verfolgten, noch nichts 
wußten, ließen wir ſie ruhig ziehen. Bald hierauf erfuhren wir von 
einer uns begegnenden Patrouille, daß die Leute mit den Fackeln von 
den Ruſſen gedungen wären, das Feuer anzulegen. Kurze Zeit darauf 
hatten wir Gelegenheit, dies ſelbſt zu beobachten. Wir überraſchten 
drei Kerle, welche im Begriff ſtanden eine Kirche anzuſtecken. Zwei 
liefen davon, der dritte aber verſuchte troß unſerer Annäherung ſein 
Werk auszuführen. Erſt ein Kolbenſchlag auf den Hinterkopf machte 
ſeiner Hartnäckigkeit ein Ende. Solche obſtinate Teufel wurden auch 
anderwärts angetroffen. zch hörte von einem, der, nachdem ihm das 
Handgelenk der rechten Hand mit dem Säbel durchhauen war, die Fackel 
mit der Linken ergriff und nicht ruhte, bis man ihn erſtach. 
Während unſeres weiteren Weges drangen plötzlich aus einem 
Hauſe Hilferufe von Frauenſtimmen in franzöſiſcher Sprache an unſer 
Ohr. In dem Glauben, daß es Marketenderinnen von uns wären, 
die von Ruſſen beläſtigt würden, eilten wir in das Haus und waren 
ſehr erſtaunt, in dem Zimmer, welches wir betraten, zwei Damen mit 
aufgelöſten Haaren und einen Fungen von 12—15 Fahren inmitten 
einer Anzahl anſcheinend ſehr reicher, in der Stube umhergeſtreuter 
Koſtüme zu finden. Die Damen riefen ſogleich unſern Schutz an gegen 
vier ruſſiſche Polizeiſoldaten, die ihre Wohnung anzünden wollten, ohne
	        
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