Full text: Märchen

kam noch, daß das Mädchen zu großem Glück in der Welt 
beſtimmt war und die Stiefmutter dieſes wohl wußte, weil 
ſie eine Hexe war und wahrſagen konnte. 
Das Mädchen hatte nämlich Troſtaugen, das ſind Au— 
gen, die ſo ſchön und rein ſind, daß Niemand hineinſchauen 
kann, ohne fröhlich zu werden, und wenn er zuvor noch ſo 
traurig war. Solche Augen bringen gewöhnlich Glück. 
Sie verlieren aber ihren wunderbaren Glanz, wenn das 
Herz nicht rein bleibt, denn ihr Glanz und ihre Troſtmacht 
gehen vom Herzen aus. 
Als nun das Mädchen, das wir Troſtäuglein nennen 
wollen, es nicht mehr bei der böſen Stiefmutter aushalten 
konnte, floh es in den Wald. Da ſetzte es ſich unter einen 
Baum und weinte bitterlich und ſeufzte: „Ach, wenn doch 
meine rechte Mutter noch lebte, oder der liebe Gott mich zu 
ſich nähme, daß ich mein herzliebes Mütterlein wieder fände!“ 
Nachdem es ſich recht müde geweint hatte, ſchlief es ein. 
Die böſe Stiefmutter hatte aber einen Zauberſpiegel, 
in dem konnte ſie Alles ſehen, was in der Welt vorging. 
Als ſie nun Troſtäuglein nicht zu Hauſe fand, blickte ſie in 
den Spiegel und ſah alsbald das Mägdlein im Walde unter 
einem Baume ſchlafen. Geſchwind zog ſie ihre Stiefeln
	        
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