todtes Schaaf darauf gelegt; der Löwe wollte das Schaaf ver—
zehren und fiel in die Grube.
Die Männer, welche ihn gefangen hatten, brachten ihn
lebendig heraus und verkauften ihn an einen Menſchen, welcher
eine Thierbude im Lande umherführte. Dieſer ſperrte ihn in
einen ſtarken Käfig, der mit ſchweren Eiſenſtangen vergittert war.
Darin gefiel es dem Löwen ſchlecht, welcher an die Freiheit,
an die weite große Wüſte, an die reine Luft, an Berg und
Thal gewöhnt war. Er war ſehr traurig und genoß nur mit
Widerwillen die Speiſe, die man ihm reichte.
Da warf ihm ſein Herr eines Abends ein lebendiges
Hündchen in den Käfig, daß er es verzehre.
Als das kleine Thier ſich in der Nähe des furchtbaren
Loöͤwen ſah, der es mit glühendem Auge betrachtete und ſchon
die Tatze erhob, es zu erſchlagen, da erbebte es, ſtieß ein Angſt—
geheul aus und flüchtete ſich in die Ecke des Käfigs.
Der Löwe ſah das, ſeine angeborene Großmuth erwachte,
er ließ die Tatze ſinken und legte ſich in eine andere Ecke.
Am folgenden Morgen erſtaunte der Herr, als er das
Hündchen lebendig im Käfig erblickte, es näherte ſich demüthig
dem Löwen und fing an, mit ihm zu ſpielen. Beide wurden
die beſten Freunde, Jahre lang blieben ſie zuſammen und der
Löwe nahm nie eher Speiſe zu ſich, als bis ſein kleiner Freund
ſich geſättigt hatte. Nach langer Zeit ſtarb das Hündchen, bald
darauf lag auch der Löwe todt da.
Der Löwe und der Fuchs.
Ein Fuchs begegnete dem Löwen im Walde. Er erſchrack
und zitterte, aber er dachte, du willſt dem Löwen ſchmeicheln
und ihm deine beſten Complimente machen, dann wird er dich
lieb gewinnen.
Er that alſo, der Löwe jedoch dachte: das iſt ja ein wider—
wärtiges Thier! und zerriß den Fuchs. Nun konnte er nicht
mehr kriechen und ſchmeicheln!