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Hahn: Dieß iſt ein weiſer Rath, wir wollen ihn befolgen.
Auch die Andern ſtimmten bei. Nach vier Tagen war
das Kind geſund und alle Thiere freuten ſich.
Die Feinde.
In einem Hauſe lebten ein Spitz und eine Katze. Dieſe
beiden Thiere vertrugen ſich durchaus nicht. So wie der Spitz
die Katze erblickte ſtürzte er bellend und die Zaͤhne weiſend
darauf los, aber die Katze war ſchon darauf vorbereitet und gab
ihm mit den ſcharfen Krallen ihrer Vorderpfote einen Hieb über
die Schnauze, daß er heulend zurückfuhr. So wie der Schmerz
nachließ, dachte er auf Rache, er erblickte ſeine Feindin ſchlafend
in der Ecke. Ha, dachte er, jetzt bemerkt ſie dich nicht. Wie—
derum ſtürzte er ſich auf die Katze, wiederum bellte er dabei wie
raſend, doch dies Gebell weckte die Katze, ſie ſprang ſchnell auf
einen Tiſch und ſtreckte von dort dem Spitz wieder ihre Krallen
entgegen. So ging es jeden Tag vom frühen Morgen bis zum
ſpäten Abend, kaum fanden ſie Zeit zum Freſſen vor lauter
Streit und Zank. Seit dieſer Zeit ſagt man denn auch von
zwei Menſchen, die ſich durch Streit das Leben verbittern: ſie
leben zuſammen wie Hund und Katze.
Die beiden Hähne.
Auf einem Hofe waren zwei Hähne, welche ſich in beſtän—
digem Kriegszuſtande befanden. Erblickten Beide zugleich ein
Körnchen Gerſte oder ein Stücklein Brot, ſo ſahen ſie ſich an,
gingen dann, den offenen Schnabel gegen einander gekehrt, mit
glühenden Augen, ſtolz die Füße hebend und mit den ſcharfen
Krallen ſich bedrohend eine Zeitlang in Kreiſen um die Beute
her, bis ſie endlich ſtill ſtanden, ſich wiederum anſahen, ihr Ge—
fieder aufblieſen, und dann mit einer furchtbaren Heftigkeit auf
einander ſtürzten. Da gab es einen entſetzlichen Zweikampf: den
Tauben fielen die Erbſen aus dem Schnabel, die Hühner flüch—
teten in eine Ecke, die Puter kollerten, daß es wie der Ton
einer kriegeriſchen Muſik klang. Bald war die Kampfſtätte mit
Federn beſtreut und nicht eher ward die Schlacht aufgehoben,