Neuntes Platt.
Eintracht und Streit.
Die beiden Tauben.
Die ſanften Tauben ſind die friedlichſten Geſchoͤpfe von
der Welt, ſie leben ruhig und anſpruchslos und thun Nieman—
den etwas zu Leide. Am Lieblichſten iſt aber ihr Zuſammenſein.
Da ſitzen zwei auf einem Zweige neben einander und haben ſich
ſo recht von Herzen lieb, ſie haben Freundſchaft geſchloſſen für
das ganze Leben und nie wird eine die andere verlaſſen. Jede
kennt die Gedanken, die Gewohnheiten, die Liebhabereien der
andern und beide ſinnen nur darauf ſich gegenſeitig Freude und
Luſt zu bereiten.
Sehweſterliebe.
Wie viel haben ſie ſich zu erzählen, die beiden lieben
Schweſtern, die da auf der Raſenbank ſitzen! Es iſt Abend;
die letzten Sonnenſtrahlen ſpielen auf den Baumwipfeln und den
Blättern der blühenden Geſträuche und um die Felſengrotte, an
welcher die Schweſtern ſich niedergelaſſen haben. Eine Nachti—
gall ſingt am Bache im Thale und der Storch, der auf ſeinem
Neſte ſteht und noch einmal vor Schlafengehen ſich umſieht,
klappert in der Ferne.
Welcher Friede ruht auf der Landſchaft! Friedlich, herz—
lich ſind auch die Worte, welche die Schweſtern gegen einander