Full text: Lehren der Weisheit und Tugend

3⁴ 
dem Spiegel zu ſehen. Sie hat ſchon ſeit einer Stunde ſich 
geputzt. Erſt wollten die Baͤnder an den Schuhen nicht recht 
ſchließen und es ging lange Zeit darüber hin, ehe ſie ihre rechte 
Lage gewonnen, dann war hier ein Schleifchen und dort ein 
Schleifchen anders zu ſtecken, große Mühe verurſachte der Hals— 
kragen mit ſeinen Falten und Fältchen! Aber erſt das Haar! 
in wie viele Locken mußte es ſich zwängen laſſen, dieſe ſollte 
auf Hals und Nacken, jene zur Rechten, jene zur Linken, dieſe 
neben der Stirn, jene neben dem Ohre niederfallen! Gottlob! 
jetzt iſt das Mägdlein bei dem Hute, von dem ein Schleier 
wallt! Aber eine Stunde wird es noch währen, bevor der Hut 
ſeine rechte Stellung hat! 
Der geputzte Affe. 
Er hat um ſeine rauhen Glieder ein buntes Band ge⸗ 
ſchlungen, an dem ein Stern hängt, ſein Haupt iſt mit einem 
Federhute geſchmückt, ſein einer Fuß mit einem alten zerriſſenen 
Stiefel. Affe, du biſt das Urbild manches in erbärmliche, 
lächerliche Eitelkeit verſunkenen Menſchen! 
Der Knabe und das Schwein. 
Wenn Peter ein Paar neue Stiefel bekam, ſo lief er gleich 
damit in die Goſſen, um zu verſuchen, ob ſie waſſerdicht wären, 
in alles Schmutzige griff er mit den Händen hinein und wiſchte 
dann die Finger an ſeinen Kleidern ab, das Haar ließ er am 
liebſten ganz ungekämmt und das Geſicht ungewaſchen. So 
ſehr er auch das reine Waſchwaſſer ſcheute, um ſo mehr liebte 
er das ſchmutzige Waſſer. Wo er nur eine Pfütze ſah, da 
ſtürzte er darauf los, durchſtampfte ſie mit beiden Füßen, wühlte 
mit einem großen Stocke darin umher, daß ihm der Schmutz 
auf Hände und Geſicht ſpritzte. Eines Tages aber wurde es 
ihm doch zu arg. Seine Eltern hatten ihn mit auf's Land 
genommen zu einem Pächter. Er ging in's Freie um ſich das 
Dorf zu beſehen, wie er ſagte. Bald entdeckte er dann auch 
Etwas, das ihn unwiderſtehlich anzog, naͤmlich einen großen mit 
hohem Schilf bewachſenen Sumpf. Das Schilf war bereits
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.