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ſeinen Grundveſten und vermochte dem Andrange nicht zu wider⸗
ſtehen, Mauern ſtuͤrzten ein, das Dach wankte, und die armen
Menſchen befahlen ihre Seele dem Herrn. Da naͤherte ſich ein
Nachen von ſtarker Hand geführt. Mit ungeheurer Anſtrengung
ward er bis zum Dache geſchoben, denn bis dahin reichte ſchon
die Waſſerfluth, mit Dank gegen Gott ſtiegen die Bewohner der
Hütte in das Fahrzeug, auch ein Hündchen ſprang hinein, und
alle wurden glücklich geborgen. Als ſie kaum zehn Ellen vom
Hauſe entfernt waren, ſtürzte daſſelbe krachend in die Fluth.
Lebenslang waren die Geretteten dem edeln Manne dank—
bar, der mit Gefahr ſeines Lebens ſie dem ſichern Tode ent—
riſſen hatte.
Die Waſſerfluth verlief ſich allmaͤlig, nach einem Jahre war
aller Schaden wieder gut gemacht, aber aus Vorſicht hatte man
die Häuſer und Hütten höher an den Bergen hinaufgebaut.
Der Löwe und der Haſe.
Seht den Löwen! muthig und groß in ſeiner Kraft ſteht
er da, mit gehobener Tatze den Feind erwartend, der ihn zu
überliſten gedenkt.
Seht das Häschen! es ſieht den Wegweiſer für einen
grimmigen Feind an, der ihm das Leben rauben will und er—
greift die Flucht!
Man muß der Gefahr muthig entgegen gehen, will man
ihr entfliehen, ſo läuft man oft gerade in ihre Schlingen. Dem
Haſen ergeht es am Ende auch noch ſo.
Der Mann im Bienenhauſe.
Der Herbſt iſt gekommen, im Frühjahre und im Sommer
haben die Bienen fleißig Honig bereitet. Emſig flogen ſie in
den Garten und ſogen Süßigkeit aus allen Blumen, flogen auf
das blühende, duftende Saatfeld, flogen in den Wald, als das
Haidekraut blühete, und ſammelten, bis alle ihre Häuſerchen voll
Honigs waren. Nun kommt der Herr der Bienen und will
jedem Stocke nehmen, was er entbehren kann, denn Einiges muß