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Wein.
Es waren einmal zwei Kinder, die hießen Kordelchen und Michelchen.
W Kordelchen war ein ganz klein biſſel dumm, und Michelchen war grade
nicht übertrieben geſcheidt.
Eines Tages ſahen die Kinder, daß ihre Mutter Wein trank. Da
WI fragte Kordelchen: „Mutter, von welcher Kuh haſt du den Wein gemolken?“
ö „Du Narr!“ rief die Mutter, „der Wein kommt nicht von der Kuh,
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ſondern vom Weinſtock.“ Michelchen aber ſprach: „Mutter, ich hab' heut
ein' halbe Stund' unterm Weinſtock gelegen und ſchaut immer hinauf nach
den Beeren da oben, macht' auch den Mund auf, wie ich's immer thu',
aber kein Wein iſt mir in den Mund kommen.“ — Da ſeufzte die Mutter
und ſprach: „Ihr Dummköpf', der Wein wird ſo gemacht: Erſt ſchneidet man
ö die Weintrauben vom Stock, dann tritt man ſie mit Füßen, drauf läßt
man den Saft ſtehn und geht nach Haus, nach einem Monat aber ſieht
man wieder zu, und dann iſt's klarer Wein.
Ein Monat war vergangen, da kamen die Kinder an einem regneriſchen
Tage mit einem Glaſe zur Mutter, in dem Glaſe aber war ſchmutziges
Regenwaſſer darin. „Was habt ihr denn da?“ fragte die Mutter.
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