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18 Aus trüben Waſſern.
eine gefährliche Sache vor! Muß nur in eigener Perſon nach—
ſehen, daß Du mir nicht dumme Sachen machſt. Wenn ich mir
Deinen Vater vorſtelle, der mir — ſei mir nicht böſe, Herzchen,
über den Vergleich! — immer erſcheint wie ſo ein alter düſterer
Raubgraf aus einem Ritterroman, und einen armen Kandidaten,
der das Auge erhebt zu ſeiner ſchönen Tochter! ich glaube, er
wäre im ſtande und ließe ihn an den Schweif eines wilden
Roſſes binden, oder was ſolch alte furchtbare Potentaten ſonſt
für grauſige Dinge ausgeſonnen haben.
Schreiben kannſt Du mir ſchon noch einmal, denn acht
Tage ſteht's immerhin an, bis ich reiſefertig bin. Dann aber
umarmt Dich
Deine
Ida.
Adele an Ida.
16. Mai 1840.
Nun, liebſte Ida, das iſt der aller- allerletzte Brief vor
Deiner Ankunft, und ich würde den vielleicht nicht ſchreiben,
wenn ich Dich nicht bitten wollte, daß Du doch, wenn Du da
biſt, in Gegenwart der Fräulein Dobler keine Anſpielungen
machſt auf ihr trauriges Geſchick.
Du haſt es ja ſehr anſchaulich und komiſch erzählt; ich
zweifle, ob die Putzmacherin alle Geſpräche ganz woͤrtlich be—
richtet hat, — aber, ſiehſt Du, gerade das kommt mir ſo un⸗
ſäglich betrübt vor dabei, daß es ſo lächerlich iſt, daß niemand
davon ſingen und ſagen kann.
Es wundert mich nicht mehr, daß ſie ſo trübe und ver⸗
droſſen war alle Zeit und ich meine, ich müſſe erſt recht gut
und freundlich gegen ſie ſein, um ihr's zu vergüten. Daß ſie
mich nicht an einem fort erzogen hat wie andre Gouvernanten
thun, das danke ich ihr gerade; hart oder eigentlich unfreund—
lich iſt ſie nie gegen mich geweſen, und ich habe dann um ſo
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