Full text: Die Wasserflut am Rheine. Das stumme Kind. Die Kirschen. Die Margaretenblümchen. Der Kuchen

lich erfüllt iſt. Beide Fräulein nötigten Karoline, zwiſchen 
ihnen beiden Platz zu nehmen und ſchenkten ihr eine Taſſe 
Kaffee ein. 
Der Oberſt aber war nachdenkend geworden. Da 
rühmt ihr immer meine Thaten, ſagte er; aber was iſt 
was kann der Menſch? Ohne den Teller mit Kirſchen 
wäre ich als Leutnant auf dem Kirchhofe zu Rebenheim 
längſt vermodert und ein anderer wäre an meiner Stelle 
Oberſt. Meinen Orden hier, Ehre und Wohlſtand danke 
ich einer Hand voll Kirſchen, oder vielmehr Gottes Hand, 
die mich durch ein Kind errettete und mit Sieg krönte. 
Wir ſprechen uns weiter, ſagte er plötzlich zu Karoline. 
Jetzt habe ich mit meinem Schwager, dem Herrn Grafen 
da, ein kleines Geſchäft abzumachen. Die Herren gingen. 
Karoline blieb noch eine Weile und empfahl ſich dann. 
Auf Wiederſehen! ſagte die Gemahlin des Oberſten und 
entließ ſie ſehr gnädig. 
Der Oberſt hatte indes ſeinen Schwager, den Grafen 
von Buchenhain, an die andere Seite des Gartens geführt. 
Der Amtmann des Grafen war ſchon ſeit drei Monaten 
tot. Es hatten ſich viele um den Dienſt gemeldet. Der 
Graf war unſchlüſſig, welchen er wählen ſollte und hatte 
mit dem Oberſten darüber geſprochen. Der Dienſt ſollte, 
da dringende Amtsgeſchäfte abzumachen waren, heute noch 
vergeben werden. 
Jetzt braucht's kein Kopfzerbrechen mehr, ſagte der 
Oberſt; den Ehrenberg nimmſt du. Gott ſchickt uns die 
Tochter des braven Mannes nicht umſonſt gerade am 
heutigen Morgen hierher — und wahrlich nicht umſonſt 
mußte ich geſtern abend hier anlangen, um ſie, gerade 
bevor der Dienſt vergeben ward, hier zu treffen. 
Es iſt wahr, ſagte der Graf, die Leute haben ſich um 
die Familie verdient gemacht. Auch ſoll Ehrenberg ein
	        
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