Full text: Die Wasserflut am Rheine. Das stumme Kind. Die Kirschen. Die Margaretenblümchen. Der Kuchen

Dieners! Rette du ſie, und errette auch mich aus dieſem 
Hauſe 
D 
des Schreckens! 
er Major öffnete die Thüre und rief erſtaunt: 
Urſula, biſt du's, die ſo andächtig betet? Biſt du denn 
nicht ſtumm? 
Ach nein, lieber Herr, ſagte ſie, man gab mich nur 
dafür aus. Die böſen Menſchen in dieſem Hauſe hatten 
einen fremden Herrn ermordet, und drohten, mir es auch 
ſo zu machen, wenn ich vor einem Gaſte nur ein einziges 
Wörtlein von mir werde hören laſſen. 
Sei guten Muts! ſagte der Major. Der Wirt und 
die Wirtin werden dir kein Leid mehr anthun; ſie ſind 
verſorgt. 
Ach Gott, rief das Kind, Sie werden ſie doch nicht 
umgebracht haben? 
Nein, ſagte der Major, ich habe ſie bloß in den 
Keller eingeſperrt. Komm nun mit mir herab in die 
Stube, laß uns fröhlich ſein, und erzähle mir, wie du 
in dieſes Haus gekommen biſt. 
O, lieber Herr, ſprach die Kleine, Sie ſind noch 
lange nicht ſicher. Es halten ſich wohl zwanzig Räuber 
in dieſem Walde auf. Noch dieſe Nacht kommen zehn bis 
zwölf hieher. Denn für ſo viele kochte die Wirtin. Sorgen 
Sie doch dafür, daß die fürchterlichen Männer nicht in 
das Haus kommen. 
So komm denn, Haska, ſagte der Major; wir wollen 
uns in den gehörigen Verteidigungsſtand ſetzen. Ich denke, 
ſie werden doch nirgends anders als zum Thore herein 
dringen können? 
Nein, ſagte das Kind, alle Fenſter ſind wohl ver— 
gittert. An dem Hauſe iſt ein Erker, den die Räuber ihren 
Leuchtturm nennen. Dort zündet der Wirt, wenn er die 
Räuber zu Nacht erwartet, ein Licht an, damit ſie den
	        
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