Full text: Die Wasserflut am Rheine. Das stumme Kind. Die Kirschen. Die Margaretenblümchen. Der Kuchen

48 
bald ſie die Küche verläßt, werde ich ſie in die Stube rufen 
und unausgeſetzt mit ihr plaudern. 
Haska ging, kam nach einer Weile mit den Piſtolen, 
und legte ſie auf den Tiſch. Er ſah ganz bleich und er— 
ſchrocken aus, und ſagte: Ich habe genug geſehen! Neben 
dem Stalle iſt eine kleine ſchlechte Kammer für Knechi 
Ich unterſuchte ſie genau. Unter der Bettſtatt bemerkte 
ich eine Fallthüre; ich rückte die Bettſtatt, die nur ein 
leichter Schragen iſt, weg, öffnete die Thüre und ſtieg 
hinunter. Und was ſah ich da! Allerlei Kleider vom 
feinſten Tuche, von Samt und Seide, woran Blut klebte. 
Eine Weſte von Atlas, die einem ſehr vornehmen Herrn 
gehört haben muß, war gerade an der Stelle, wo ſie ſein 
Herz bedeckte, von einem Dolchſtiche durchbohrt, und man 
ſah es, daß ein Strom von Blut aus der Wunde hervor⸗ 
gequollen war. Der weiße Atlas war davon rot gefärbt. 
Mir graute! Wir ſind wahrhaftig in eine Mördergrube 
geraten. Entrinnen können wir nicht. Das Hofthor iſt 
mit ſtarken Schlöſſern verſehen, und die Wirtin hat, denk 
ich mir, die Schlüſſel gut verwahrt. Die Hofmauer iſt zu 
hoch, um ohne Leiter hinüber zu ſteigen — und dann 
möchte ich doch auch die Pferde nicht gern im Stiche laſſen. 
Von den Räubern dürfte übrigens, wie ich denke, zur 
Zeit keiner im Hauſe verſteckt ſein. 
Und wenn ihrer ein Dutzend da wären, ſprach der 
Major, ich fürchte ſie nicht. Indes halte ich es doch für 
beſſer, daß wir der Wirtin, die allein zu Hauſe iſt, die 
Schlüſſel abfordern, und dann zum offenen Thore hübſch 
ordentlich und gemächlich hinaus reiten. Denn ich möchte 
es gern vermeiden, Blut zu vergießen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.