Full text: Die Wasserflut am Rheine. Das stumme Kind. Die Kirschen. Die Margaretenblümchen. Der Kuchen

ſchaffen oder feſtnehmen laſſen. Endlich ging er voll Un⸗ 
willens und mit der Drohung, die Frau vor Gericht zu 
verklagen. 
Frau von Grünau, der dieſer Auftritt ſehr unan⸗ 
genehm geweſen, ging in den Garten, um nach Meline 
zu ſehen. Allein ſie erblickte das Kind nirgends. An 
dem Ufer, das etwas abhängig war — lag ihre kleine 
Gießkanne. Die Mutter ward vor Schrecken beinahe ohn— 
mächtig. Ein Hirtenknabe kam gerannt, und brachte ihren 
Strohhut. 
Der Hut, ſagte der Knabe, ſei den Fluß hinabge— 
ſchwommen, und an den Zweigen eines Weidenſtrauches 
hängen geblieben. An dem ſchönen blauen Bande habe 
er ihn erkannt. 
O Gott, rief die Mutter, todesbleich und mit zum 
Himmel erhobenen Händen, das liebe Kind wird ja doch 
nicht in den Fluß gefallen ſein! 
Ach, ſchluchzte der Knabe, das arme Fräulein iſt 
ſicherlich ertrunken! Sie ſehen ja, von da, wo die Gieß⸗ 
kanne liegt, bis in das Waſſer, iſt das Gras zerdrückt. 
Ach, die gute, gute Meline! Erſt geſtern abend hat ſie 
mir noch ein Butterbrot gegeben! 
Die erſchrockene Mutter rief: O lauf, lauf, ruf Leute 
zuſammen, das gute Kind iſt vielleicht noch zu retten! 
Sie ſelbſt eilte zum Verwalter mit dem Jammerrufe: 
Meline iſt nicht mehr da; ſie iſt in das Waſſer gefallen! 
S 
I 
as ganze Dorf wurde aufgeboten, das arme Kind zu 
ſuchen. Alles Suchen war vergebens! 
Die troſtloſe Mutter verlebte nun ſehr traurige Tage 
und viele ſchlafloſe Nächte. Ach, ſprach ſie mehrmals, 
mein lieber Mann und meine drei Kinder ſind mir voraus⸗ 
gegangen, und ſind nun bei dir, o Gott, in dem Himmel! 
Auch mein lieber Bruder iſt im fremden Lande aus dieſem 
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