Full text: Die Wasserflut am Rheine. Das stumme Kind. Die Kirschen. Die Margaretenblümchen. Der Kuchen

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die das Kind auf dem Schoße hatte, abends auf dem 
Kanapee unter vertraulichen Geſprächen beiſammen ſaßen, 
kam der treue Pudel auf einmal in das Zimmer, und be— 
grüßte das Kind und auch Herrn und Frau Blank mit 
freudigem Wedeln und Bellen. Er hängte aber bald wieder 
den Kopf und ſchien ſehr traurig; jedoch zeigte er von 
nun an kein Verlangen mehr, ſich von dem Hauſe zu ent 
fernen. Daraus, ſagte Herr Blank, ſchließe ich, der Hund 
habe die Eltern des Kindes nicht mehr gefunden, und ſie 
ſeien bei der großen Ueberſchwemmung wahrſcheinlich um 
gekommen. Das gute Tier wollen wir von nun an Treulich 
nennen, weil es ſeine Schuldigkeit als treuer Haushund 
ſo treulich gethan hat. Wir beide wollen aber nun auch 
die Pflichten, die wir mit dem Kinde übernehmen, ge 
treulich erfüllen! Wir wollen ihm eine ſo gute Erzieh 
ung geben, als nür immer in unſern Kräften ſteht. 
So verſchieden dieſe Erziehung von derjenigen war, 
die dem Kinde ſeine Eltern hätten geben können, ſo war 
ſie in der Hauptſache doch eben dieſelbe. Herr Blank 
war ein Mann, dem die Religion über alles ging; in 
ſeinen Berufsgeſchäften arbeitete er unermüdet, und wegen 
ſeiner unverbrüchlichen Rechtſchaffenheit, ſeines durchaus 
würdigen Betragens wurde er allgemein als ein Muſter 
eines edlen Bürgers geſchätzt. Seine Ehegattin glich ihm 
an ungeheuchelter Frömmigkeit; ſie war vom frühen Mor 
gen bis an den ſpäten Abend in dem Hauſe unaufhör 
lich thätig; ſie war das Vorbild einer guten Hausmutter, 
und ganz beſonders wohlthätig gegen die Armen. Der 
Wahlſpruch auch dieſes vortrefflichen Ehepaares war im 
Grunde kein anderer, als: beten und arbeiten. Nie wurde 
der häusliche Gottesdienſt unterlaſſen, wobei Herr Blank 
gewöhnlich aus einem geiſtreichen Andachtsbuche ein Ge 
bet oder eine Betrachtung vorlas. Morgen- und Abend 
Schmid, Die Waſſerflut am Rheine ze. 2
	        
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