Full text: Die Wasserflut am Rheine. Das stumme Kind. Die Kirschen. Die Margaretenblümchen. Der Kuchen

eiſerne Haken befeſtigt waren, Fäſſer, Kiſten, und allerlei 
Hausgeräte aus dem 9— heraus zu ziehen. Einer aus 
ihnen, ein junger Fiſcher, ſah die Wiege, und rief: Das 
Kind befindet ſich gewiß noch darin; denn um die leere 
Wiege würde das treue Tier ſich wenig bekümmern! Auf, 
Brüder, 965 laßt uns das Kind retten! Ein Hund ſoll 
uns nicht beſchämen! 
Der Mann ſprang, trotz der drohenden Gefahr, von 
den mächtig heranſtürmenden Eisſtücken zerſchmettert zu 
werden, in ein Schifflein, und zwei andere Fiſcher folgten 
ihm. Sie erreichten die Wiege, erblickten das Kind darin, 
hoben die Wiege in das Schifflein und brachten das Kind 
glücklich ans Land. ö 
Die Leute liefen zuſammen und drängten ſich um 
die Wiege, das Kind zu ſehen. Unter den Leuten am Ufer 
befand ſich ein reicher Weinhändler, Namens Blank, der 
mit ſeiner Frau am Arme auch herausgekommen war, die 
Zerſtörung zu ſchauen, die der angeſchwollene Strom an— 
richtete. Die Frau wollte das gerettete Kind auch ſehen. 
Auf die Bitte des Herrn Blank machten die Leute ihr 
ſogleich Platz. Ach, mein Gott, ſagte die Frau, indem 
ſie 3 über die Wiege meigte, welch' ein holdes Kind! 
Und ſeht nur, wie ſüß es ſchläft, unwiſſend, in welcher 
Gefahr es ſich befunden, unwiſſend, daß es gerettet wor— 
den. Wahrhnne Gottes Auge wachte über das Kind! 
Die Frau hatte vor einigen Wochen ihr einziges Kind 
durch den Tod verloren. Sie wandte ſich daher zu ihrem 
Manne und ſagte zu ihm: O ſieh' doch, liebſter Daniel, 
wie dieſes Kind hier unſerm verſtorbenen Kinde ſo ähn— 
lich ſieht! Es iſt auch von gleichem Alter. Ich denke, 
der liebe Gott, der unſer Kind uns genommen, wolle uns 
dieſes dafür ſchenken! Wie meinſt du, ſoll ich das holde 
Kind nicht zu mir nehmen, und wenn ſeine Eltern in dem
	        
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