Full text: Die Wasserflut am Rheine. Das stumme Kind. Die Kirschen. Die Margaretenblümchen. Der Kuchen

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3. Der getreue pudel. 
Nachdem Martin und Ottilie in verfloſſener Nacht 
ihr Haus verlaſſen hatten, durchbrach die tobende Waſſer— 
flut alle Wände, die nur leicht aus Weiden geflochten und 
mit Lehm bekleidet waren, bahnte ſich einen breiten Weg 
mitten durch das Haus, und riß alles Hausgerät mit ſich 
fort. Nur die ſtarken Bal lken, die dem Hauſe einige Feſtig⸗ 
keit gaben, leiſteten noch einige Zeit Widerſtand. Als 
das Haus zuſammenſtürzte, war das vermißte Kind ſamt 
der Wiege ſchon mehr als eine Meile weit den Rhein 
hinabgeſchwommen. Auch dort war die Waſſersnot ſehr 
groß. Alle Flecken und Dörfer, die eine etwas tiefe Lage 
hatten, wurden unter Waſſer geſetzt, viele Menſchen ge 
rieten in Lebensgefahr und verloren Hab' und Gut. Die 
Wiege ſchwamm indes an einem Dorfe vorbei, das auf 
einem Hügel lag, und gegen die verheerende Ueberſchwemm 
ung geſichert war. Die Bewohner des Dorfes ſahen mit 
Schrecken, wie allerlei Hausgerät, da ein Tiſch, dort eine 
Bank, hier einige Fäſſer, dort ein Kaſten, da ein Mühlrad, 
ja dort ein ganzer Dachſtuhl, noch mit Stroh bedeckt, 
in den Wellen daher geſchwommen kamen. Einige Knaben 
wagten ſich bis ans äußerſte Ufer hinaus, um alles recht 
in der Nähe zu ſehen. Da rief auf einmal einer der Knaben, 
der gute Augen hatt Ei, ſeht doch, dort mitten im Fluſſe 
ſchwimmt eine Wiede Ein anderer Knabe, der nicht minder 
gut ſah, rief: Und ſeht nur, ein Hund ſchwimmt dahint 
her, und ſucht ſie an das Land zu ziehen. — So iſt es, 
ſprach ein dritter; allein das gute Tier bemüht ſich ver— 
gebens; es ſcheint ſchon ſehr abgemattet, und die Gewalt 
des Stromes iſt ihm zu ſtark; auch wird es von den vor- 
beiſchwimmenden Eisſchollen gehindert. Einige Männer 
waren am Ufer beſchäftigt, mit langen Stangen, an denen
	        
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