Full text: Die Wasserflut am Rheine. Das stumme Kind. Die Kirschen. Die Margaretenblümchen. Der Kuchen

ein Krüglein Bier. Der gute Fritz ließ es ſich ſo gut 
ſchmecken, wie faſt noch nie in ſeinem Leben. Er ward 
recht erquickt und ſagte der menſchenfreundlichen Köchin 
mehrmals „Vergelt's Gott!“ ja mit einer Ehrerbietigkeit, 
als wäre ſie die gnädige Frau im Schloſſe, küßte er ihr, 
obwohl ſie das nicht zugeben wollte, die Hand. 
Fröhlich und vergnügt trat Fritz ſeinen Weg nach 
Hauſe an. Allein als er in dem Walde etwa eine halbe 
Stunde weit gegangen war, erblickte er auf einem freien 
Platze, auf dem einige alte Eichen ſtanden — ein Eichhorn. 
Das nette, muntere Tierchen war ihm etwas Seltenes; 
denn in dem Jagdbezirke von Grünenthal hatte er kaum 
ein- oder zweimal eines geſehen. Er war noch etwas 
kindiſch und vielleicht mochte ihm auch das gute Bier 
ein wenig in den Kopf geſtiegen ſein. Es fiel ihm ein, 
das Eichhorn, das noch jung ſchien, lebendig zu fangen. 
Er warf darnach mit dem Teil eines dürren Aſtes, den er 
unter den Bäumen fand, verfolgte das Tierchen von Eiche 
zu Eiche bis in den dichteſten Wald, und verlor darüber den 
rechten Weg. Er irrte den übrigen Tag und die halbe 
Nacht im Walde umher, bis er endlich, von Angſt und dem 
vielen Hin- und Herlaufen ermüdet, ſich unter niedriges 
Geſträuch verkroch, und einſchlummerte. Er ſchlief ſehr 
unruhig, und ſtand faſt abgematteter auf, als er ſich nieder 
gelegt hatte. Er blickte um ſich, und ging, immer noch 
zweifelnd, wohin er ſich wenden ſollte, weiter. Die ganze 
Gegend umher war ihm fremd. Die vielen Hirſche, die 
hie und da, von ihm aufgeſchreckt, die Flucht nahmen, 
ließen ihn vermuten, daß er ſich in einer ganz unbe— 
ſuchten Gegend des Waldes befinden müſſe. Ein Rudel 
Wildſchweine, unter denen ſich ein grimmiger, ungeheuer 
großer Eber befand und mit den ſcharfen Fangzähnen 
ihm drohte, ſetzte ihn ſehr in Schrecken, und er entfloh
	        
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