Full text: Der Sohn des Millionärs

ſehen, in der grauſigen Tiefe elend umzukommen! Mit 
beiden Händen klammerte er ſich angſtvoll an die feuchte 
Treppe an. 
Allmählich gewann aber der Mut wieder die Über⸗ 
hand. Jakob überlegte mit ruhigerem Blut, was thun. 
„Ich weiß, daß ich damals den Schnäpper geſehen 
habe,“ ſprach er bei ſich. „Er iſt ganz gewiß da. Ich 
muß ihn finden. Ja, ich will und muß ihn finden. 
Lieber Gott, hilf mir! Du haſt geſagt: „Rufe mich an 
in der Not,“ und du lügſt nicht, wie Menſchen thun.“ 
Damit fing er aufs neue zu ſuchen an, und als er 
abermals fehl griff, rückte er vorſichtig eine Stufe hinauf, 
ſtemmte den Rücken gegen die Fallthür und drückte mit 
aller Macht dagegen. Dies Mittel half. Die Thür gab 
nach, über ihr ſchlug der Tiſch um mit Donnergepolter 
und ſie flog in die Höhe. Faſt aber wäre bei der Er⸗ 
ſchütterung, die auch die Treppe zittern machte, Jakob 
ausgeglitten und in die Tiefe geſtürzt. Nachdem er ſich 
von dem Schrecken erholt, ſtieg er behutſam empor und 
ſank nun im Zimmer auf die Kniee, Gott aus voller 
Seele zu danken. Alle Nerven bebten ihm. Kaum 
vermochte er, ſeine Gedanken zu ſammeln. Dann aber 
zog ihm die Wonne, gerettet zu ſein, durch das pochende 
Herz. Und nun taſtete er ſich ans Fenſter. Ein Sprung, 
und er war im Freien. 
Es war ein dunkler Morgen. Der Himmel war 
verhängt von Wolken. Aber in vollen, langen Zügen 
atmete Jakob die Luft der Freiheit. O frei zu ſein, 
welche Seligkeit! Frei von der grauſamen Grube, frei 
von dem Hauſe voll Sünde, frei von den Spießgeſellen, 
die glücklich eingefangen und gewiß ſchon hinter Schloß 
und Riegel geſetzt worden waren!
	        
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