Full text: Der Sohn des Millionärs

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über die ungleiche Schneedecke, gleich als wollte er's mit 
den Flügeln des Sturms um die Wette thun. 
Auf einmal ſank er tief ein. Es ging ihm faſt bis 
an den Hals. Alles Krabbeln, Stampfen und Arbeiten 
half ihm nicht heraus. 
„Ach, lieber Gott, wie ſoll das werden, ſie bekommen 
mich nun gewiß,“ ſeufzte er angſtvoll. 
Und im nämlichen Augenblick hörte er das Wiehern 
eines Pferdes, und gleich darauf flog ein Reiter gerade 
über ſeinem Kopf dahin. 
Da duckte ſich Jakob erſt recht in den Schnee, denn 
er war gewärtig, daß ihrer noch mehrere kommen würden. 
Es geſchah aber nicht. Er ſah und hörte nichts mehr 
von den Verfolgern. 
Nun überlegte er, was zu thun ſei. Nach einer 
Weile gelang es ihm, ſich frei zu machen. Dann lief 
er, eine andre Richtung als bisher einſchlagend, ſeitwärts 
fort, um weder mit der Diebesbande, noch mit einem 
Reiter zuſammen zu treffen. Zum öftern ward Halt ge— 
macht und gelauſcht, ob auch Gefahr im Verzuge ſei. 
Da alles ſtill blieb außer dem Sturm, ſo dünkte ihm 
die Richtung die beſte, und weiter und weiter ging's in 
friſchem Lauf. Das Herz war ihm allmählich erleichtert. 
Denn daß er allein war in finſterer Nacht, das betrübte 
ihn nicht. Er hatte ein gutes Gewiſſen und glaubte ſonder 
Zweifel, daß er doch nicht allein war. Wer hatte ihn 
denn ins Schneeloch verſinken laſſen, damit der Reiter 
ihn nicht gewahr würde? Das hatte gewiß der liebe 
Gott ſo gemacht, und der war ſein Begleiter. 
Da malte auch ſchon der nahende Morgen ſeine 
lichten Streifen an den Himmel. Das Unwetter nahm 
ab. In der Ferne waren auch Häuſer zu ſehen.
	        
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