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dieſem Orte um jeden Preis zu fliehen. Seine Pulſe
flogen, ſeine Stirne glühte. Immer wieder glaubte er
zu hören, daß ihm jemand zurief: „Fort! Fort! Fort!“
Er berechnete nicht mehr die Lebensgefahr, in die ihn das
Verlaſſen des Platzes brachte, alle Schwüre und Drohungen
der Bande waren vergeſſen über dem „Fort! Fort! Fort!“
das ſtets von neuem in ſein Ohr zu ſchallen ſchien.
Schon hatte er die Hand auf die Mauer gelegt, um
mit einem raſchen Verzweiflungsſprunge das Freie zu ge⸗
winnen, als ſie wie gelähmt nachließ.
Ein Schuß! Und abermals ein Schuß!
Dann lärmen Menſchenſtimmen im Schloß, auf dem
Hofe, der plötzlich belebt iſt. Schatten huſchen daher.
Ein paar fliegen mit ſchnellem Schwung über die Mauer.
Auch Jakob iſt drüber. Er eilt mit dem Sturm um die
Wette. „Fort! Fort! Fort!“
IX.
Was auf der Klucht geſchah.
In atemloſem Lauf ſtürzte Jakob fort, immerzu,
immerzu. Er wußte ſelbſt nicht mehr, ob er floh vor
der Geſellſchaft der ſpitzbübiſchen Genoſſen, beſonders des
langen Heinrich, oder vor den etwaigen Verfolgern. Er
ſah nur vor ſich, und konnte doch faſt nichts ſehen.
Der Schnee, der ohne Aufhören gefallen und teilweis
vom Sturm zuſammengefegt worden war, lag oft ſo hoch,
daß er zur Hälfte darin verſank. Mühſam arbeitete er
ſich durch und eilte weiter.