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plötzlich mit Thränen. Raſch wandte ſie ſich um und
ging in das Haus, von den andern gefolgt.
Es gab viel zu erzählen, kaum fand man Anfang
und Ende.
Auch über die alte Frau, mit der er im Wirtshauſe
„Zum fröhlichen Pächter“ Haus gehalten hatte, „die Groß—
mutter“, berichtete Willy Benfield. Mit Hülfe ſeines
Freundes Berkeley („Igel“) hatte er ihre Spur in einem
Armenhauſe gefunden. Sein Vater hatte ſofort für die
Alte eine nette kleine Wohnung und einen ausreichenden
Lebensunterhalt verſchafft, ſo daß ſie ihre Tage ſorgenlos
beſchließen konnte.
„Und damit ſie doch nicht mutterſeelenallein hauſte,“
fuhr er in ſeiner Erzählung fort, „ſo hat mein lieber Vater
noch mehr gethan, indem er ihr ein treffliches Mädchen
zur Stütze gab. Ratet, wen?“
„Anna!“ rief Wilhelm, der an ſeines Freundes
Kniee geſchmiegt, ihm jedes Wort von den Lippen nahm.
„Du haſt es getroffen,“ ſagte Willy. „Ja, Anna.
Sie iſt im Kleidermachen ausgebildet worden und hat
durch Dr. Barnardos Güte eine anſehnliche Kundſchaft.
Mein Vater aber hat auch ihr noch eine Summe aus—
geworfen, die ſie für alle Zukunft ſicher ſtellt und ihr
den Beruf nicht zu einer Notſache macht. Auf dem Wege
hierher haben wir die beiden beſucht und glückliche Menſchen
gefunden, die mit uns den Herrn für alle Gnade preiſen.“
UInd nun,) ſagte ſeine Mutter, ſich erhebend, „halten
wir gute Freundſchaft auch in Zukunft, nicht wahr?“
Wilhelms Wangen glühten vor Freude. Meiſter
Schoolbook aber räuſperte ſich und erlaubte ſich zu be—
merken, daß er weder Equipage, noch betreßte Diener