Full text: Der Hexenmüller in der Wisper

Allerdings wirkte es. Des Wunderbaren war zu viel, 
als daß ein noch ſo jugendlicher Verſtand wie der des 
jungen Otto, kaltblütig bleiben konnte, zumal ſein un⸗ 
befangener Sinn nicht an eine Verabredung der beiden 
Schurken dachte. 
„Sollten wirklich ſolche Totenerſcheinungen möglich ſein, 
um ihre Verbrechen auf dieſer Welt zu ſühnen?“ fragte 
er ſich. „Sollte wirklich eine ihm unbekannte Zauber⸗ 
welt exiſtieren?“ Im Augenblick wußte er keine Anwort 
auf dieſe Fragen. 
Er nahm dem ſich über ſein Erſcheinen ſehr erſchreckt 
ſtellenden Lenz das Blatt aus der Hand, um es zu leſen 
und zu prüfen. 
Es war ein beſchmutztes, vergilbtes Stück Papier, das 
aus irgend einem Buch herausgeriſſen erſchien, und worauf 
mit faſt unleſerlicher Schrift geſchrieben war, daß der 
Kloſterbauer dem Lenzbauer den Kloſterhof abtrete. Die 
Unterſchrift ſchien übrigens echt zu ſein. Der junge 
Seebold hatte ſchon mehrere ſolcher Unterſchriften des 
Kloſterbauers geſehen. 
Der Hexenmüller ſah den jungen Mann lächelnd an 
und ſagte: „Das Schriftſtück wird vor Gericht kein Glück 
machen. Wegen ſeiner kann Ihre Großtante ruhig 
ſchlafen. Es müßten die Toten ſelbſt auferſtehen, um 
ihr Zeugnis abzulegen, ſonſt wird kein Menſch daran 
glauben.“ 
Der junge Seebold war ſehr blaß geworden und ſagte: 
„Wer weiß, ob nicht ſchon die Toten aufgeſtiegen ſind, 
um zu zeugen? Meine Großtante hat ſchon Erſcheinungen 
gehabt.“ 
Der Hexenmüller warf dem Aangen Lenz“ einen 
triumphierenden Blick zu.
	        
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