Full text: Der Hexenmüller in der Wisper

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tat er es mit ſolcher geheimnisvollen Feierlichkeit, daß jeder 
gläubig die Mühle verließ und gerne der Alten, die des 
halb an der Türe wartete, ein tüchtiges Stück Geld in 
die Hand drückte. 
Der Hexenmüller hatte gute Nerven, ſo daß er nicht 
leicht über irgend einen Gaſt in Verlegenheit geriet; aber 
als am Morgen nach jener Geſpenſternacht im Kloſterhof 
ſein Wachtpoſten den ‚jungen Seebold“ meldete, dem die 
beſorgte Kloſterbas“ den „Schuſterwillem' zur Begleitung 
mitgegeben hatte, zeigte er dennoch eine ungewöhnliche 
Aufregung. 
Keiner ſeiner Patienten hätte übrigens geahnt, weder 
daß der feierliche- ernſte Hexenmeiſter ſeiner Gattin ſo 
würdelos ins Ohr flüſtern könne, noch daß die Alte 
ſolches Flüſtern zu verſtehen vermöge. 
„Sie kriecht zu Kreuz; ſie kriegt zu Kreuz, unſere 
verehrte Frau ‚Kloſterbas“,“ triumphierte er, ſich vergnügt 
die Hände reibend. „Unſer Mittelchen hat gewirkt. Aber 
nun vorſichtig, vorſichtig! daß ſie uns nicht wieder ent 
wiſcht. Ich muß jetzt ſofort den „langen Lenz' aufſuchen, 
und auch derſelbe muß ſeine Rolle einſtudieren. „Ver— 
flucht!“ rief er, die Stirne in krauſe Falten ziehend, 
„daß der betrunkene Kerl wieder auf den Förſter geſchoſſen 
hat. Damals, als er den jungen Kloſterbauer erſchoß, hat 
er unſeren ſchön eingefädelten Plan vernichtet. Wer weiß, 
was jetzt geſchieht? An Gendarmen und Unterſuchungen 
wird es nicht fehlen. Iſt er betrunken, iſt er wütig wie 
ein blutdürſtiges Raubtier, und iſt er einmal nüchtern, 
iſt er feige wie ein Haſe. Ich werde meine liebe Not 
mit ihm haben und darf mir nichts vergeben, um nicht, 
wenn es ſchiefgeht, auch in die Geſchichte verwickelt zu 
werden. Doch ich höre unſere Gäſte kommen. Alſo den
	        
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