Full text: Der Hexenmüller in der Wisper

imn. 
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hexenmülleriſche Tätigkeit kam, erhob er ſich zu ſeiner im⸗ 
poſanten Größe. Seine blauen Augen ſtrahlten mit einer 
faſt blendenden Kraft, und ſeine Stimme klang volltönend 
und energiſch. Es war eine ſolche Wandlung, daß die 
Patienten glaubten, faſt ein Weſen höherer Art vor ſich 
zu haben. 
Seine Hauptmacht lag aber in dem Klang ſeiner 
Stimme. 
Im gewöhnlichen Leben betrachtet man zu ſelten den 
Klang der einzelnen Stimmen, während derſelbe doch von 
einem unberechenbaren Einfluß auf uns iſt. Es iſt die⸗ 
ſelbe Gewalt, die der Geſang und die Muſik auf uns 
ausübt. Wie es Stimmen gibt, die etwas ſo Wider⸗ 
wärtiges haben, daß ſie einen unwillkürlich zum Wider 
ſpruch reizen, ſelbſt wenn man mit dem Geſagten über⸗ 
einſtimmt, ſo gibt es einſchmeichelnde, liebenswürdige 
Stimmen, die einem das faſt Unglaubliche aufſchwatzen. 
Und wie es Stimmen gibt, die einen nervös machen, ja 
die durch den bloßen Klang eine Art ängſtlicher Aufregung 
in einem hervorrufen und ſteigern, ſo gibt es beruhigende, 
nervenſtillende, ermutigende Stimmen. 
Es iſt ein merkwürdiger Zauber, dem wir unwillkür— 
lich verfallen. 
Die Stimme unſeres Hexenmüllers beſaß aber dieſes 
Beruhigende, Nervenſtillende, Beſtimmte in ſo hohem Grade, 
daß der aufgeregteſte, mutloſeſte Patient augenblicklich neue 
Lebenshoffnung bekam und keinem Zweifel mehr Raum 
wenigſtens ſolange er unter der Macht ſeiner Stimme 
tand. 
Die Mühle, wo der Hexenmüller hauſte, war ein altes, 
gebrechliches Gebäude, das unter den Drehungen des Mühlen⸗ 
rades wie ein Schiff hin und her ſchwankte und ſeiner
	        
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