Full text: Der Hexenmüller in der Wisper

— 50 — 
denn doch nicht gefallen, daß der Hof von ihrem Neffen 
ſo leicht dahingegeben werden könne. Es erwachte in ihr 
wieder ein Stück der alten Energie. „Was du ſagſt, 
Otto,“ erwiderte ſie, „klingt ganz großmütig, iſt am Ende 
aber doch nichts, als die unbedachtſame Jugend, die aus 
dir ſpricht. Glaubſt du, man fände einen Hof wie dieſen, 
der ſeine achtzigtauſend Taler wert iſt wie einer, auf der 
Gaſſe, daß du ihn an den erſten beſten Wilddieb und 
Brandſtifter wegwerfen willſt, wenn er nur Anſprüche 
macht? Glaubſt du, ich wollte die vierzig Jahre, wo ich 
Tag und Nacht faſt nur für die Erhaltung und Verbeſſe 
rung des Gutes geſonnen und gearbeitet habe, für nichts 
geachtet haben? Nein, ehe ich in der Weiſe den Hof 
feilbiete, wie du meinſt, dürfen tauſend Geſtenſte“ — 
Sie vollendete den Satz nicht, ſondern warf einen 
ſcheuen Blick nach der Ecke, wo der alte Kloſterbauer zu 
verſchwinden pflegte. Ihre kaum erwachte Energie erloſch 
in dem Andenken an die ſchon erlebten Schrecken. 
„O Gott, was bin ich ſo unglücklich,“ klagte ſie 
weinend. — „Otto, du verläßt mich nicht heute nacht. 
Du magſt in der Sofaecke ein wenig ſchlummern. Ich 
will auf dem Seſſel, ſo viel ich kann, ausruhen. Ins 
Bett gehe ich nicht.“ 
„Das iſt mir ganz nach Wunſch,“ ſagte der Forſt⸗ 
eleve. „Ich möchte dem Ding einmal in den Leib ſehen. 
Du erlaubſt, daß ich mir nur ein paar Bücher und meine 
Piſtolen aus meinem Zimmer hole, denn vielleicht ſind ſie 
nötig gegen Geiſter, wie du ſie beſchreibſt.“ 
Draußen trieb der Sturmwind noch ſein altes Spiel. 
Die Ziegel raſſelten, die Läden klappten und die Bäume 
ächzten. Um das Ungemütliche des Wetters zu erhöhen,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.