Full text: Der Hexenmüller in der Wisper

Mannes überzeugt war, vermochte ſie ſich doch nicht in 
ſeine Denkart einzuleben, die ſich leicht über die ganze 
Geſchichte hinausſetzte. 
Sie war jetzt völlig klar, daß hier etwas nicht 
Ordnung ſei. Vielleicht ſtanden ſogar die ſchrecklichen 
Unglücksfälle, die ſie betroffen hatten, mit jener dunklen 
Tat im Zuſammenhang. 
Dieſer letzte Gedanke war ihr plötzlich gekommen, aber 
er verließ ſie nicht wieder. Sie brütete Tage und Nächte 
lang darüber. Ihre armen, unſchuldigen Kinder ſchienen 
ihr die Opfer zu ſein für die Untat des Alten. 
Sie wiederholte ſich ſtets das Wort der Schrift, daß 
die Miſſetat der Väter heimgeſucht werde an Kind und 
Kindeskindern Und ſeufzend unter dem Druck dieſer 
düſteren altteſtamentlichen Anſch auung ſah ſie nicht das 
Licht des Evangeliums, das doch längſt aufgegangen und 
uns ſtatt jener ſtarren Strafgerechtigkeit die ſu chende und 
rettende Gnade Gottes zeigt. 
Sie ſah nicht die Vaterhand Gottes, die wohl Wunden 
ſchlägt, aber auch heilt, ſondern glaubte ſich durch ihre 
Verbindung mit der Familie des Kloſterbauers im Bann 
kreis unheimlicher, finſterer Gewalten zu befinden, die ſie 
unrettbar ins Verderben zogen. 
Früher hellen Geiſtes und voll gottesfürchtigen Sinnes, 
verfiel ſie durch ihr Grübeln immer mehr den Schrecken 
des Aberglaubens. Das grauſige Geſpenſt ihres zappelnden 
Schwiegervaters verfolgte ſie bis in ihre Träume hinein. 
Überall ſah ſie Geſpenſter und den Strom des Unheils, 
der von dem ungerechten Beſitz ausging. 
Dieſes alles erreichte ſeinen Höhepunkt, als eines Tages 
ihr Mann, der auf die Jagd gegangen war, erſchoſſen im 
Walde gefunden wurde. 
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