—
30
annehmen. Ich möchte das Kind hier bei uns behalten
und aufziehen. Du aber ſollſt deine Zuſtimmung dazu
geben.“
Der Hofbauer machte ſich mit dem Hunde zu ſchaffen,
den er abſichtlich in allen Ecken herumjagte.
„Jetzt laß die Flauſen, Alter!“ ſagte die Hofbäuerin
in aller Ruhe, aber durch ihre Stimme klang ein Ton, der
den Alten zur Vernunft brachte.
„Seit unſer Gottfried auf der Schule iſt, fehlt mir
etwas. Das Kind aber kann die Lücke ausfüllen. Indeſſen
auch für dich kann nur Gutes daraus hervorgehen. Hier iſt
wirklich Gottes Lohn zu verdienen. Und nach den vielen
ſchlechten Streichen, die du ausübſt, könnteſt du einmal
etwas tun, was Gottes Wohlgefallen hat.“
„Gut, gut, gut!“ ſagte er. „Ich wünſche nur nicht,
daß du es ſpäter einmal bereueſt.“
„Damit ich es nicht bereue, ſollſt du ſagen: „Ich
gelobe dir nach Kräften zu helfen, daß nie der Fall ein
tritt, wo du es bereueſt“,“ ſagte die Hoffrau.
Der Alte wollte nicht daran, aber zuletzt mußte
er doch.
Für dieſe Demütigung hatte nun der Hund zu büßen,
den er mörderlich traktierte und noch einmal ſo ſchnell,
wie ſonſt, zappelte er im Hofe umher in allen Ecken
nach etwas ſpürend, woran er ſeinen Zorn auslaſſen
konnte.
Die Frau aber öffnete, als ihr Mann fort war, die
Arme und ſagte: „Röschen, willſt du mein Kind ſein?“
Röschen hing ſich weinend an ihren Hals und küßte ſie.
„Nie, nie!“ rief ſie, „ſo lange ein Atemzug in mir
iſt, will ich vergeſſen, was Ihr an mir tut. Gott lohne
es Euch in alle Ewigkeit hinein!“