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geſund, Minchen. Du glaubſt nicht, wie froh ich mich fühle.
Hier iſt auch Brot und Kaffee für den erſten Hunger.“
In der Kranken Geſicht leuchtete ein Freudenſchimmer
auf. Sie drückte ihrem Gatten herzlich die Hand und
ſagte: „O du treuer, guter Mann!“ dann wandte ſie ſich
an ihre Kinder. „Jetzt ſchnell, Kinder, daß wir einen
Kaffee bekommen. Du, Fritz, holſt Holz im Stall, das
Feuer iſt ausgegangen, und du, Rösch hen, melkſt die Geiſe.
Es iſt nicht mehr Milch genug da.“
Kaum waren die Kinder in den Stallungen, die in den
Berg, ſo zu I eingegraben waren, angelangt, da ge
ſchah ein ſeltſames Krachen und Donnern und dann ein
Getöſe, daß den Kleinen Hören und Sehen verging und
ſie glaubten, der Berg ſtürze zuſammen.
Allein es war nur das Felsſtück, das über dem Hauſe
hing, durch innere Waſſer und das Tauwetter losgeſprengt,
ins Rutſchen geraten; hatte aber das Förſterhaus und
deſſen Bewohner zerſchmettert, und die Kinder, die in den
Stallungen geſchützt geweſen, waren verſchüttet.
Es währte lange, bis ſich die geängſteten Kinder in
ihrem dunkeln Grab zurechtfanden, jedoch noch viel länger,
bis Rettung und Hilfe kam.
Zum Glück war die Ziege friſchmelkend, und war reich
lich Futter für dieſelbe vorhanden, ſo daß die Kleinen nicht
verhungerten Auch drang durch einen Spalt friſche Luft
ein, ſo daß ſie nicht erſtickten. Denn über acht Tage ver⸗
gingen, bis ſie aus ihrem ſchrecklichen Kerker befreit wurden
Zufällig kam am dritten Tage ein Holzhauer in die
einſame Schlucht, der den Förſter aufſuchen wollte, und
durch . drang die erſte Kunde des gräßlichen Unglücks
in die Dörfer.
Am vierten Tage aber erſt begann das Ausgraben