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müller ſchien ſich auf Wunden zu verſtehen. Er preßte
die Wunde zuſammen, legte kreuzweiſe zwei Strohhalmen
darüber, dann ſprach er, die Wunde anhauchend, feierlich
einige Worte, von denen ich nur ‚Abek“ und „Fabek' verſtand,
und die heiligen Namen. Die Blutung hörte ſofort auf.
Dann verband er die Wunde kunſtgerecht und ſprach noch
eine Formel gegen den Brand. Der Verwundete kam
während der Zeit wieder zu ſich. Der Hexenmüller wandte
ſich nun zu ihm und ſagte: ‚„Du gehſt jetzt langſam heim.
Hier der Philipp geht mit dir. Dann hältſt du dich
ordentlich in der Stube, und in drei Tagen biſt du wieder
auf den Beinen. Und wie er es geſagt hatte, ſo war
es. Iſt das nun Aberglauben?“
Dem Doktor war während der Erzählung des Ober
förſters wieder die Zornesader dick angelaufen. Jetzt
brummte er: „Weiß ſchon, weiß ſchon! Kenne auch
die Formeln, z. B. die zum Blutſtillen heißt: „Abek
Wabek Fabek; in Chriſti Garten, da ſtehen drei rote
Roſen, eine für das Gute, die andere für das Blut, die
dritte für den Engel Gabriel; im Namen Gottes des
Vaters, des Sohnes und des heiligen Geiſtes. Die
gegen den Brand heißt: „Unſer lieber Herr Jeſus Chriſt
hat viel Beulen und Wunden gehabt und doch keine ver
bunden, ſie zähren nicht, ſie geſchwären nicht, es gibt auch
kein Eiter nicht, ſie gerinnen nicht, daraus nehme ich
Waſſer und Blut, das iſt für Wunden und Schaden gut.
Heilig iſt der Mann, der alle Schaden und Wunden
heilen kann. Im Namen des Vaters, des Sohnes und
heiligen Geiſtes. Glauben Sie nun wirklich, Oberförſter,
daß man, abgeſehen von dem wirklichen Mißbrauch des
Namens Gottes, der darin liegt, mit ſolchem Unſinn heilen
kann? Würden Sie über eines ihrer Kinder, wenn es am