Full text: Der Hexenmüller in der Wisper

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Das Eckzimmer war unſtreitig das gemütlichſte Zimmer 
des Hauſes. Dort war es überall gemütlich, mochte man 
ſich in die ungeheuren Fenſterniſchen ſetzen, wo man nach 
den nächſten Dörfern und Höhen ſah, oder mochte man 
ſich in dem ſchwarzen Lederſeſſel niederlaſſen, der neben 
dem gewaltigen Porzellanofen ſtand. Das gemütlichſte 
Eckchen aber für die Gäſte war eine mächtige Wandniſche, 
wo eine Polſterbank um einen ſtarken runden Tiſch 
herumlief. 
Dort hatte jeder der Gäſte ſeinen feſten Platz, wohin 
ihm zur beſtimmten Stunde ſeine Pfeife gebracht und 
ſein Schoppen geſtellt wurde. 
Zu den Gäſten aber gehörte außer dem Doktor noch 
der ſchon erwähnte Oberförſter, der Apotheker und deſſen 
Proviſor, der Kaufmann des Ortes und die Geiſtlichen 
aus der Umgegend, die hier und da zu Beſuch kamen, 
und in letzter Zeit auch manchmal der junge Forſteleve Otto 
Seebold, der Adoptivſohn der kinderloſen Kloſterbas. 
Der Oberförſter war ein einfacher, biederer Mann, 
den aber vieles in der Welt ärgerte. Man konnte nicht 
ſagen, ob mehr ſeine ungezogenen Jungen zu Hauſe oder 
die Holzfrevler und die Wilddiebe im Walde. Er 
räſonnierte darum viel und ſchaute, ſeinen dichten Schnurr 
bart drehend, wild um ſich, als wenn er einen auffreſſen 
wollte, hatte aber noch niemand aufgefreſſen, ſondern 
konnte herzlich lachen und die luſtigſten Geſchichten von 
der Welt erzählen. 
Der Apotheker war ſicherlich der komiſchſte Kauz von 
allen. Er hatte eine lange, dürre Geſtalt, eine ſehr 
zurückgebogene Stirne und ſtark hervorquellende Augen, 
mit denen er ſtets in eine andere Welt zu ſchauen ſchien. 
In der Tat hielt er ſich für einen Geiſterſeher und
	        
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