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wir den Gang genauer inſpizieren. Jetzt iſt keine Zeit.
Frau Kloſterbas, Sie ſperren die Katharine in ihr Stübchen
ein, und laſſen dieſelbe unter keinen Bedingungen heraus.
Ich werde einmal nach dem Otto ſehen müſſen, der Menſch
bleibt wirklich über Gebühr lange aus.“
Der Doktor hatte den Abend ſchon oft auf die Uhr
geſehen und auf jeden nahenden Schritt und jede klappende
Türe gelauſcht. Denn wenn er ſich auch anders ſtellte,
er war ſehr beſorgt um den jungen Seebold. Der Hexen⸗
müller ſchien ihm zwar zu klug, um direkt ſich an einem
Morde zu beteiligen, aber er war hinwie
derum gewiſſenlos
genug, daß man ihm das Schlimmſte zutrauen konnte.
Dabei war die Gegend verrufen, und man ſagte, daß es
Leute dort gäbe, die einen andern für ein Stück Butter⸗
brot totſchlügen.
Er eilte deswegen, nachdem er ſich kurz auf dem
Kloſterhof verabſchiedet hatte, mit ſtarken Schritten dem
Dorfe zu. An der Wohnung des Oberförſters machte er
halt und klopfte, worauf ihm alsbald geöffnet wurde.
Es ſchlug gerade Mitternacht, als die mächtigen Ge—
ſtalten des Doktors und des Oberförſters dicht in Mäntel
gehüllt aus der Türe ſchritten, wo die Frau Oberförſter
leuchtete, und nun weitausſchreitend der nahen Wiſper
waldung zueilten, wobei der Doktor noch Zeit fand, ſeinem
Freunde die nächtlichen Erlebniſſe im Kloſterhofe zu er
zählen.
Wir wollen den beiden zur Hexenmühle vorauseilen.
Wir hatten dort den jungen Seebold in einer äußerſt
ſchlimmen Lage zurückgelaſſen.
Der Hexenmüller war, weil er den Verrat des jungen
Mannes fürchtete, feſt entſchloſſen, auf eine oder die andere
Weiſe ihn aus der Welt zu ſchaffen.