Full text: Der Hexenmüller in der Wisper

Aber der Doktor hätte den Zorn über die erlittene 
Täuſchung nicht erſt in der Kloſterbas zu wecken brauchen. 
Er war ſchon da. Ihre Magd an der Schulter faſſend 
und ſie ſchüttelnd, rief ſie: 
„Du elende, nichtsnutzige Kreatur. Iſt das der Lohn 
für alle die Wohltaten, die ich dir und deiner Mutter 
getan habe, daß ihr mich alte Frau mit Geiſtererſcheinung 
zu Tode hetzt? Ihr Schlangen, die ich an meinem Buſen 
groß gezogen habe! Die Falſchheit iſt wirklich kaum zu 
faſſen. Laſſen ſich dieſe Leute von mir füttern und beſchenken 
ſchon über zwanzig Jahre her und ſpielen dafür Geſpenſter 
und machen mich unglücklich. Warum habe ich nur allen 
den Warnungen nicht geglaubt, die man mir über euch 
zugeflüſtert hat? Ihr giftige, ſchändliche Brut. Was 
habt ihr nur dabei gehabt, ſolche Geſchichten zu treiben?“ 
„Verehrte Freundin,“ unterbrach ſie der Doktor, „laſſen 
Sie mich jetzt auch ein paar Fragen ſtellen. Ich muß 
raſch zum Ziele gelangen. Alſo, Katharine, ich verlange 
eine ehrliche Antwort. Sage mir, wer hat euch in Dienſt 
genommen oder, beſſer geſagt, erkauft? Ein offenes 
Geſtändnis kann euch vielleicht retten, während eine Lüge 
jedenfalls eure Lage verſchlimmert.“ 
Katharine antwortete nicht. Man ſah vielmehr, wie 
ſich ihr tückiſcher Mund feſter zuſammenpreßte. 
„Gut!“ ſagte der Doktor, „du willſt nicht. Dann 
fort mit allem falſchen Mitleid! Hier, wie ſie da iſt, 
wird ſie jetzt gebunden und mit einem Karren nach dem 
Gericht gebracht. Ihre Mutter dagegen muß ſofort in 
Haft genommen werden. Denn dieſelbe ſteht in Ver 
bindung mit dem Mörder des Förſters und weiß auch, 
wer Ihren Mann ermordet hat, Frau Kloſterbas.“ 
Die kleine intrigante Perſon wurde jetzt von einer
	        
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