wurde geſeufzt, zumal bei drückender Hitze: „Hätten wir
nur einmal „die große Buche erreicht!“
Hatte der Wanderer aber im Schweiße ſeines An
geſichts endlich die Höhe erſtiegen, wurde er durch eine
prachtvolle Ausſicht reichlich belohnt. Im Schatten des
dichtbelaubten Baumes lagernd, ſchaute man ein herrliches
Stücklein Erde und es überkam einen unwillkürlich, als
müßte man rufen: „Hier iſt gut ſein, hier laßt uns
Hütten bauen.“
Das Rheintal ſah man nicht. Man blickte darüber
weg nach dem Hunsrück, deſſen blaue Höhen den Horizont
begrenzten, deſſen niedrigſte Abhänge aber ſo nahe erſchienen,
daß man faſt meinte, die zwiſchen Wieſen und Wäldern
hingezauberten Dörflein mit Händen greifen zu können.
In windſtillen Nächten hörte man von drüben das Blaſen
des Wächterhorns.
Die Landſchaft diesſeits hatte dabei mit der jenſeitigen
ſo ungemein viel Ähnlichkeit, daß jemand, der es nicht
beſſer wußte, alle dieſe lieblichen Täler und Höhen für
ein zuſammengebundenes Ganze halten mußte.
Nur das düſtere Wiſpertal, in deſſen wildeſte Schluchten
und Seitentäler man von unſerer Höhe aus direkt hinein
ſchaute, bildete gegen das ſonſt anheimelnde Bild einen
entſchiedenen Gegenſatz.
Hier lag ein ſo jäh zerklüftetes Gebirge und eine ſo
unheimliche Waldwildnis, wie man ſie in dieſer Aus
dehnung in der nächſten Nähe des Rheingaues nicht ſo
leicht vermutet hätte. Oft erſt nach meilenweiter Wanderung
traf man in irgend einer Waldeslichtung auf eine menſchliche
Wohnung, ſei es eine alte, morſche Mühle oder eine Förſter
wohnung oder ein paar verdächtig ausſehende Lehmhütten
unterhalb einer verfallenen Burgruine.