anrühren; denn Marianne iſt ſchrecklich bange davor, daß Jemand
ihr Spielzeug in Unordnung bringen könnte. Es iſt wohl das Beſte,
daß wir davon gehn, jetzt, da wir den Garten beſehen haben. Das
Haus im Innern zu beſehen, damit wollen wir warten, bis die
kleinen Mädchen zu der Majorin kommen, denn dann, glaube ich,
wird ſie ihnen Märchen erzählen, und wir können in aller Stille
mit zuhören.
Dagegen wollen wir nun einen kleinen Spaziergang auf den
Berg hinter dem Hauſe machen. Da duftet es friſch im Fichten—
walde und da wachſen ſolche köſtliche Heidelbeeren, daß wir uns da—
zwiſchen auf die Kniee legen und uns ganz ſatt eſſen können, ehe wir
uns wieder erheben. Wir müſſen uns aber in Acht nehmen, daß
wir nicht zwiſchen den Heidelbeeren die Zeit vergeſſen, ſodaß der
Abend einbräche, ehe wir heimkommen.
Am 14. Januar nahm die kleine Schule der Majorin ihren
Anfang. Die vier kleinen Mädchen ſitzen mit ihren Büchern, Land—
karten und Rechentafeln rings um einen runden Tiſch in ihrer
hellen, hübſchen Stube. Du haſt gewiß Luſt, meine kleine Leſerin,
zu wiſſen, wie die Mädchen ausſehen. Wir wollen ſie deshalb jetzt
betrachten, während ſie ſo in guter Ruhe und Ordnung daſitzen.
Marianne iſt nun 9½ Jahre alt. Sie iſt klein für ihr
Alter, zart und mager. Sie hat feine Züge, dünne Lippen und iſt
blaß, mit bläulichen Schatten unter den Augen. Ihr helles Haar iſt
ſo dünn, daß die geflochtenen Zöpfe, die von den Schläfen bis zum
Nacken gehn, kaum dicker ſind, als ihre eigenen, zarten, kleinen Finger.
Ihre dunkelblauen Augen drücken Verſtand und etwas Schwermuth
aus. Sie iſt äußerſt nett und reinlich gekleidet und ſieht in dieſem
Augenblicke eben ſo verlegen aus wie die Fremden.
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