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87. Der Schornſteinfeger.
In dem Hauſe, in welchem die kleine Marie wohnte,
war der Schornſtein lange nicht gekehrt worden. Die
Mutter oder die Magd können wohl die Stube kehren
und die Töpfe wieder blank ſcheuern, wenn ſie ſchmutzig
geworden ſind, aber den Schornſtein kehren, das können
ſie nicht, das muß der Schornſteinfeger thun, der ſchwarze
Mann, der mit ſeinem Beſen und ſeiner Leiter manchmal
über die Straße kommt.
Eines Tages kam Maria raſch in's Haus gelaufen
und rief: „Mutter, Mutter! der Schornſteinfeger kommt
hier herein, ich fürchte mich vor ihm.“
„Du thörichtes Kind,“ ſagte die Mutter, „der Schorn⸗
ſteinfeger iſt ein guter Mann, er will ja nur hier den
Schornſtein fegen und thut dir nichts zu Leide. Komm'
mit mir, wir wollen ihm die Küche zeigen.“ Mariechen
ging wohl mit, weil die Mutter ſie bei der Hand hatte,
aber ſie fürchtete ſich doch noch vor dem ſchwarzen Mann.
Die Mutter öffnete die Küche und ſagte: „Guten
Tag, lieber Mann, es iſt gut, daß du da biſt.“ Da
lachte der Schornſteinfeger, und als er ſah, daß Marie—
chen ſich hinter der Mutter verſteckte, fragte er: „Wer
iſt das kleine Mädchen?“ „Ei,“ ſagte die Mutter, „das
iſt meine kleine Marie.“ „Geh' einmal auf den Hof,
dann ſollſt du oben auf dem Schornſtein etwas Luſtiges
ſehen.“ Das that Maria und bald kam der Schornſtein⸗
feger oben heraus und rief! Hoho! Hoho! Darüber
freuete ſich das Kind und war nun nicht mehr bange vor
dem ſchwarzen Schornſteinfeger.
S8. Der Reitersmann.
Ein Reitersmann muß haben
ein Pferdchen, um zu traben,
den Bügel, aufzuſteigen,
den Zügel, auszuweichen,
den Sattel, feſtzuſitzen,
die Peitſche, um zu fitzen,