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ſie ging zu ihnen. „Iſt das Männchen auch bei dir ge—
weſen?“ fragten die Knaben. „Ja,“ ſagte Maria, „und
ich habe ihm ſo viele Erdbeeren gegeben, als es nur
wollte.“ — „Die dumme Maria,“ ſagten die Knaben.
Als ihnen aber Maria das Döschen zeigte, welches ſie
bekommen hatte, ſagten die Knaben nicht mehr: die dumme
Maria! denn in dem Döschen waren ein paar ſchöne
goldene Ohrringe und ein wunderſchönes goldenes Kreuz—
chen. — „Hätten wir nur dem Männchen auch von un⸗—
ſern Erdbeeren gegeben!“ ſagten da die Knaben.
80. Für ein mürriſches Kind.
Sei fröhlich, Kind, du ſiehſt ja aus
Wie eine graue Fledermaus!
Mach' ſchnell die jungen Aeuglein klar,
Und ſtreich' dir glatt dein blondes Haar;
Sei wie ein Vöglein, das da ſingt,
Sei wie ein Lämmlein, das da ſpringt;
Gib mir die Hand und lach' mich an,
Dir hat ja Niemand weh' gethan!
81. Das kranke Kind und das Engelchen.
Ein gutes Kind war krank und lag lange in ſeinem
Bettchen, und die Mutter ſaß immer neben ihm, bei
Tage und bei Nacht, und gab dem Kinde Arznei oder
etwas zu trinken oder zu eſſen, und machte ihm ſein Bett—
chen, wenn es nicht gut lag, und erzählte ihm allerlei,
und trocknete ihm die Thränen, wenn es weinte. Aber
endlich war die Mutter müde geworden und konnte nicht
mehr wachen, und ſie war eingeſchlafen. Das Kind aber
hatte Durſt und hätte gern einmal getrunken. Weil es
aber ſeine Mutter ſo gut ſchlafen ſah, wollte es ſie nicht
aufwecken und litt lieber ein wenig Durſt, als daß es
geſchrien hätte. Da flog ein Engelchen am Fenſter vor⸗
über und ſah das Kind, wie es ſo geduldig war und
ſeine Mutter ſo lieb hatte. Da kam das Engelchen herein⸗
geflogen und zog ein ſilbernes Fläſchchen aus ſeinem