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79. Die Kinder im Walde.
Drei Kinder gingen mit einander in den Wald, um
Erdbeeren zu ſuchen. Auguft, das älteſte der Kinder,
ſagte: „Wir wollen nicht beiſammen bleiben, damit wir
nicht Streit um die ſchönſten Erdbeeren bekommen. Ich
gehe da hinaus, du, Johann, gehſt dorthin, und Maria
geht hier gerade aus. Wenn wir unſer Körbchen voll
gepflückt haben, rufen wir einander und gehen dann zu⸗
ſammen nach Hauſe.“
So gingen nun die Kinder nach drei Seiten immer
weiter in den Wald hinein und ſuchten Erdbeeren. Als
Auguſt ſein Körbchen bald voll hatte, kam ein kleines
Männchen mit weißen Haaren, und einem langen, weißen
Barte zu ihm und ſagte: „Lieber Knabe, gib mir doch
einige Erdbeeren!“ — „Suche dir ſelbſt welche!“ ſagte
der Knabe und ging weiter. Da kam das Männchen zu
Johann und ſagte: „Gib mir doch einige Erdbeeren!“
„Biſt du denn zu faul, um ſelbſt welche zu ſuchen?“
fragte Johann. „Ich kann mich nicht bücken, denn ich
habe einen ſteifen Rücken,“ ſagte das Männchen. —
„Ich habe ſelbſt noch nicht viele Erdbeeren,“ ſagte der
Knabe, „und darum gebe ich dir keine.“ — Das Männ⸗
chen ging weiter und kam zu Maria und ſagte auch hier:
„Liebes Kind, gib mir doch einige Erdbeeren!“ Und Ma⸗
ria reichte ihm das ganze Körbchen hin und ſagte: „Nimm
dir ſo viele als du willſt, ich kann ja noch mehr pflücken.“
Da ſetzte ſich das Männchen auf den Boden und aß das
Körbchen halb leer. „Iß die andern auch nur,“ ſagte
das Mädchen; „ſieh' ich habe ſchon wieder viele in der
Schürze; willſt du die auch noch haben?“ — „Nein,
gutes Kind,“ ſagte das Männchen, „ich habe jetzt genug.
Hier haſt du ein Döschen mit Spielſachen, das ſchenke
ich dir für die Erdbeeren.“ — So ſprach das Männchen
und ging weiter und verſchwand zwiſchen den Bäumen.
Das Mädchen ſteckte das Döschen in die Taſche und
pflückte wieder Erdbeeren, und gleich hatte ſie das Körb—
chen voll. Da hörte ſie ihre beiden Brüder rufen und