Full text: Kinderlust

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O du armes, kleines Bübchen, 
Warum wächſeſt du denn nicht? 
Wirſt doch wohl nicht immer bleiben, 
Solch ein kleiner, dummer Wicht! 
Karlchen's Mutter macht ſich Sorgen, 
Und ſie ruft den Arzt herbei. 
Der nun forſchet, was des Uebels 
Wahre Urſache wohl ſei. 
„Ißt das Kind,“ ſprach er, „auch Suppe?“ 
Und das Karlchen ſagte: „Nein, 
Suppe mag ich keine eſſen.“ — 
„Dann bleibſt du auch immer klein!“ 
Sprach der Doktor, „denn die Kinder, 
Die die Suppe laſſen ſteh'n, 
Bleiben klein und können nimmer 
In die große Schule geh'n. 
Können nie auf Pferden reiten, 
Nicht Soldat, nicht Kaufmann ſein. 
Darum plag' dich, kleines Männchen, 
Iß nur hübſch dein Süppchen fein!“ 
Da hat denn das kleine Karlchen, 
Recht die Sache ſich bedacht; 
Ißt ſein Süppchen und iſt wirklich 
Schon gewachſen über Nacht. 
75. Das trockene Brod. 
Neben unſerm Hauſe wohnte ein Knabe, der wollte 
einmal kein Brod eſſen, weil die Mutter ihm keine Butter 
und kein Weißbrod darauf legte; denn ſie hatte keins zu 
Hauſe und auch kein Geld, um welches zu kaufen. „Ich 
mag kein Schwarzbrod allein, ſagte der Knabe, ich will 
Butter und Weißbrod dazu haben, ſonſt eſſe ich nicht und 
hungere lieber todt.“
	        
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