—4
und ganz nackt daſtand. Und weil es nun kälter wurde,
fror das Bäumchen gar ſehr, und es lief wieder nach dem
Walde und wollte ſich unter die andern Bäume verſtecken,
damit der kalte Wind ihm nichts mehr thun könnte. Es
fragte den erſten Baum: „Haſt du kein Plätzchen für mich?“
Aber der ſagte: nein! Da fragte es den zweiten, und
der ſagte auch: nein! und alle andern Bäume ſagten:
nein! Niemand wollte ihm ein Plätzchen geben. Gar
traurig ging das Bäumchen weiter, denn es fror ſo ſehr,
und es hatte keine Kleider an und konnte ſich nirgend
wärmen.
Da kommt ein Mann in den Wald mit einem Beile
in der Hand. Der reibt ſich die Hände und thut, als
ob er auch kalt iſt. Da iſt gewiß ein Holzhauer, denkt
das Bäumchen, und es ſpricht: „Lieber Mann, du biſt
kalt, und ich bin auch kalt. Weißt du was? Hau' mich
um und bringe mich in deine Stube, dann will ich es
dir warm machen und kann mich auch ſelbſt an deinem
Feuer wärmen.“ — „Das iſt mir recht,“ ſagte der Holz—
hauer und hieb das Bäumchen zu kleinen Stücken und
brachte das Holz nach Hauſe und legte von Zeit zu Zeit
ein Stück davon in den Ofen. Da hat das Bäumchen
nimmermehr gefroren, aber es hat den Frühling und
Sommer nie wieder geſehen.
34. Die tanzenden Blumen.
Auf einer Wieſe ſtanden viele, viele Blumen, rothe
und weiße, gelbe und blaue, eine noch ſchöner als die
andere. Die wollten ſich auch einmal eine Freude machen
und ſagten zu einander: „Heut' Abend wollen wir ein⸗
mal luſtig tanzen.“ „Das iſt recht,“ ſagte das muntere
Bächlein, welches durch die Wieſe floß; „ich bin auch noch
jung und klein, und wenn ihr langſam tanzt, Schritt für
Schritt, dann kann ich auch noch mithüpfen; und wenn
ihr durſtig werdet, gebe ich euch zu trinken.“
Die Vögel auf den Bäumen hatten das gehört und
riefen: „Wenn ihr tanzen wollt, dann machen wir duch