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der gar weit von hier iſt. Aber komm', ich will dich zu
einem Käferchen machen, dann kannſt du fliegen und wirſt
nicht müde, und ich will dir ſchon den Weg zu deinem
Vater zeigen!“
Und da wurde das Mädchen auf einmal ein Käfer—
chen mit rothen Flügelein und ſchwarzen Pünktchen darauf,
wie ihr ſchon öfter welche geſehen habt. Und das Ma—
rienkäferchen flog in die Luft hinauf und immer gerade
aus und immer weiter und weiter, und die Muttergottes
zeigte ihm den Weg.
Nach vielen, vielen Tagen kam das Käferchen nach
dem Franzoſenland, und da war der Krieg. Eines Abends,
als es zu regnen anfing, flog das Käferchen durch ein
offenes Fenſter in eine Stube hinein, um nicht naß zu
werden. In der Stube aber kniete ein Soldat und betete
mit lauter Stimme: „O, lieber Gott, ich bitte Dich, be—
ſchütze Du mein Töchterchen und laß mich es bald wie—
derſehen!“
Da wurde aus dem Käferchen auf einmal wieder
ein Mädchen, und das lief auf den Vater zu und ſchlang
ſeine Arme um deſſen Hals und küßte den Vater und
weinte vor Freude. Wie freute ſich da der Vater! Und
alle Engelein im Himmel haben ſich mitgefreut.
8. Die drei Schmetterlinge.
Es waren einmal drei Schmetterlinge, ein weißer,
ein rother und ein gelber, die ſpielten im Sonnenſchein
und tanzten bald auf dieſer Blume, bald auf jener und
wurden gar nicht müde, ſo gut gefiel es ihnen. Da kam
der Regen und machte ſie naß. Sie wollten nach Hauſe
fliegen, aber die Hausthür war zugeſchloſſen, und ſie muß⸗
ten im Regen bleiben und wurden immer näſſer. Da
gingen ſie hin zur Tulpe und ſagten: „Liebe Tulpe,
mach' uns ein wenig dein Blümchen auf, daß wir hinein⸗
gehen und nicht naß werden.“ — Die Tulpe aber ſagte:
„Dem Gelben und Rothen will ich wohl aufmachen, aber
den Weißen mag ich nicht.“ — Da ſagten die beiden,