Wenn ich erſt größer gewachſen bin, dann will ich wieder
hierher kommen und mich fangen laſſen.“
Der Fiſscher hatte Mitleid mit dem jungen ſchönen
Thierchen und ſagte: „Nun ja, ich will dich wieder in's
Waſſer laſſen, aber du mußt mir verſprechen, daß du
nächſtes Jahr um dieſe Zeit wiederkommen und dich fan⸗
gen laſſen willſt. Denke daran und halte Wort!“ —
Das Fiſchlein verſprach es und war bald wieder im
Waſſer. Fröhlich ſchwamm es wieder auf und ab, hier⸗
hin und dorthin und wurde mit jedem Tage größer.
Nun war das Jahr um. Das Fiſchlein dachte an
ſein Verſprechen und ſuchte den Platz auf, wo es im
vorigen Jahre von dem Fiſcher gefangen worden war.
Andere Fiſche ſagten ihm wohl, es ſolle weit fort in eine
andere Gegend ſchwimmen, damit es nicht wieder gefan⸗
gen würde. Aber das Goldfiſchlein ſagte: „Ich will
lieber ſterben, als mein Verſprechen nicht halten!“
An dem beſtimmten Tage war es wieder an dem
Platze, wo der Fiſcher angelte und rief ihm ſchon von
Weitem zu: „Hier bin ich, Fiſcher, das Jahr iſt um,
und ich habe mein Wort gehalten; nimm mich jetzt aus
dem Waſſer und thue mit mir, was du willſt.“
Da verwunderte ſich der Mann gar ſehr; denn er
hatte ſchon beinahe vergeſſen, was voriges Jahr paſſirt
war, und er ſagte: „Goldfiſchchen, du' biſt ein braves
Thierchen, denn du haſt dein Wort gehalten. Gott be⸗
wahre mich, daß ich dich tödte. Schwimme nur hin, wo
du willſt, ich ſchenke dir das Leben. So brave Fiſchlein
fange ich nicht; es gibt untreue genug, die will ich
fangen.“
45. Die Goldfiſchlein
Ein guter Mann hatte einmal drei Goldfiſchlein,
die waren ſo ſchön, wie man nur jemals welche geſehen
hatte. Er hatte ſie in einen klaren Teich geſetzt und
ſetzte ſich oft an's Ufer und brockte ihnen Brodkrümmchen
in's Waſſer, und da kamen die Fiſchlein und verzehrten