von der Straße ſuchte. „Ei“ — dachte das Kind, —
„das Thierchen hat gewiß Junge, und es ſucht für ſie
Futter, ich will ihm mein Brod geben.“ — Mariechen
von der Straße ſuchte. „Ei“ — dachte das Kind, —
„das Thierchen hat gewiß Junge, und es ſucht für ſie
Futter, ich will ihm mein Brod geben.“ — Mariechen
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40. Das Täubchen.
Mariechen ſtand eines Tages am Fenſter und hatte
noch ein Stückchen Brod in der Hand, welches ſie vom
Tiſche mitgenommen hatte. Da ſah ſie unten auf der
Straße ein Täubchen mit ſchwarzem Kopfe und ſchwar—
zen Flügeln. Das Täubchen gefiel dem kleinen Mädchen,
und es ſah aufmerkſam zu, wie ſich daſſelbe ſein Futter
machte das Fenſter auf und warf ein kleines Bröckchen
Brod hinunter und wieder eins, ſo lange ſie noch etwas
hatte. Schüchtern kam das Täubchen etwas näher herbei
und hätte ſo gern das Brod gehabt und getraute ſich doch
nicht, es auzunehmen. Endlich nahm es furchtſam ein
Stückchen, dann noch eins und wieder eins, und bald
hatte es alles Brod aufgefreſſen.
Des andern Tages nach dem Mittageſſen dachte das
Mädchen: „Ob wohl das Täubchen wieder da iſt?“ und
es nahm ein Stückchen Brod vom Tiſche mit. Das
Täubchen war richtig wieder da und wurde wieder ge—
füttert. Es kam von nun an jeden Mittag wieder und
ſah mit Verlangen zum Fenſter hinauf, ob das Mädchen
ihm wieder Brod brachte. —
Nach einigen Tagen hatte das Täubchen ſchon lange
gewartet; aber Mariechen ſaß noch bei Vater und Mutter
am Tiſche. Das dauerte dem Thierchen zu lange, es
flog auf die Fenſterbank und ſah durch das offene Fenſter
in die Stube hinein. „Sieh da, dein Täubchen am
Fenſter!“ ſagte die Mutter zu Mariechen, „ich glaube
gar, das Täubchen wird bald in die Stube kommen.“
Nun dachte das Mädchen daran, das Täubchen ſo
zahm zu machen, daß es in die Stube käme und dreiſt
umher ginge. Sie legte daher das Brod, die Gerſte und
den Weizen auf die Fenſterbank, und nach wenigen Tagen
war das Thierchen daran gewöhnt, ſeine Koſt nicht mehr
auf der Straße, ſondern auf der Fenſterbank zu ſuchen.