—
23
bei den ſchlafenden Kindern. Erſchrocken blieb ſie von
ferne ſtehen und rief: „Fort da! das ſind ja Menſchen!
I ſie nicht auf, damit ſie euch nichts Böſes thun!
Die Menſchen ſind nur gut, wenn ſie ſchlafen; wachen
ſie aber, dann haben ſie kein Erbarmen mit dem Thier.
Darum laßt uns fliehen!“
Die alten Vögel holten auch raſch ihre Jungen fort
von den Kindern, und nun war es auf einmal ganz ſtill
dort, wo eben noch die jungen Thierchen ſo luſtig geweſen
waren.
Die beiden Kinder wachten auf und eins guckte das
andere an und fragte: „Wo ſind wir?“ „Ach,“ ſagte der
Knabe, „ich hatte eben einen ſo ſchönen Traum: mir
träumte, die Häschen hätten mit mir geſpielt.“ „Und mir
träumte, daß die jungen Vöglein mit mir geſpielt hätten,“
ſagte das Mädchen; „es iſt ſchade, daß es nur ein Traum
war.“
Als die Kinder nach Hauſe gingen, fing ein Vöglein
auf dem Baume an zu ſingen:
Wenn alle Menſchen, groß und klein,
Den Thieren freundlich blieben,
Dann möchten auch die Vögelein
Wohl gern die Menſchen lieben.
32. Das Häschen.
Ein liebes kleines Häschen lief eines Tages munter
im Klee umher und fraß ſich ein Bäuchelchen voll der
ſchönſten Blättchen und hüpfte und ſprang ſo luſtig, als
wenn es heute Kirmes geweſen wäre. Da kam ein Jäger mit
ſeiner Flinte in der Hand und der großen Taſche an der
Seite, und ſein Hund lief hin und her und ſuchte das Wild
auf. Cs dewerte nicht lange, da ſah der Jäger das Häs⸗
chen im Klee ſpielen. Er ſpannte ſein Gewehr und zielte
und paff! da knallte es und das Häschen war getroffen
am Beine, und das rothe Blut lief aus der Wunde.
Da fing das Thierchen an zu laufen und wollte dem
Jäger entfliehen. Aber der Hund des Jägers machte