Full text: Kinderlust

16. Den Hut abnehmen. 
„Ich wette, daß du deinen Hut nicht allein abnehmen 
kannſt, wenn ich einige Worte darüber geſprochen habe!“ 
— ſagt Johann. „Wenn du ihn mir nicht feſtbindeſt 
auf den Kopf“ — antwortete Anton — „ſo werde ich 
ihn doch allein abnehmen können.“ — „Ich will gar 
nicht einmal an deinen Hut rühren, ſondern nur einige 
Worte ſprechen,“ entgegnete Johann. „Nun, das möchte 
ich doch ſehen,“ — ſagte Anton — „dann behexe du 
meinen Hut einmal.“ — Johann tritt zu ihm und ſpricht: 
„Dumerianus unter huticus! So, nun wirſt du deinen 
Hut nicht allein abnehmen können.“ — Anton lacht, greift 
nach dem Hute und nimmt ihn ab, aber in demſelben 
Augenblicke nimmt auch Johann den ſeinigen ab. „Siehſt 
du“ — ſagte er — „du haſt es nicht allein gethan, 
ich habe es mit gethan.“ 
17. Das Geld in der Mitte, 
„Da liegen drei Geldſtücke auf dem Tiſch, in der 
Mitte ein Groſchen und an beiden Seiten ein Zweipfen⸗ 
nigſtück,“ ſagte Auguſte. „Wer kann den Groſchen aus 
der Mitte wegbringen, ohne ihn anzurühren?“ Die andern 
Kinder überlegten, wie das geſchehen könne. „Auch nicht 
fortblaſen?“ fragten ſie. „Nein, nicht blaſen, nicht rühren, 
nicht ſtoßen, gar nichts daran thun und ihn doch aus 
der Mitte wegbringen“ — antwortete Auguſte. „Ja, das 
iſt ein ſchweres Stück, wer ſo etwas verſtehen will, der 
muß ſtudirt haben, und das habt ihr nicht, darum will 
ich es euch nur gleich vormachen; paßt gut auf, denn es 
iſt reine Hexerei!“ — Mit dieſen Worten nimmt Auguſte 
das eine Zweipfennigſtück weg und legt es zu dem 
andern. „Seht ihr“ — ſpricht ſie — „der Groſchen 
liegt nicht mehr in der Mitte, und ich habe ihn doch gar 
nicht angerührt.“ Da hättet ihr mal das Lachen hören 
ſollen.
	        
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